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Buyer's Guide 2022

Driver

Von Daniel Owen, Fotos: PR, Getty Images

Uns steht ein interessantes Jahr auf dem Driver-Markt ins Haus, denn Callaway, Taylormade und Cobra trumpfen mit starken Neuentwicklungen auf. Auf der Tour dominieren jedoch die Vorjahresmodelle von Titleist und die ebenfalls aus 2021 stammenden G425-Driver von Ping sind extrem einfach zu spielen. Diese Platzhirsche haben die Latte für alle neuen Modelle extrem hoch gelegt.

Bild oben: GOLF-CYBORG - Im Bag des momentan besten Golfers der Welt steckt ein Callaway Rogue ST Driver. Bei den Test-Sessions, um seinen Rogue ST 000 LS perfekt anzupassen, lieferte Jon Rahm Schlag fur Schlag TrackMan-Daten so konstant wie ein Schwungroboter. Selbst Callaway-PGA-Tourmanager Jacob Davidson war beeindruckt: 'Ich wusste, er trifft den Ball zurzeit gut, aber solch eine Demonstration von Konstanz habe ich in meinen vielen Jahren auf der Tour noch nicht erlebt!'

Carbon oder Kohlefaser ist in der Golfindustrie nichts Neues. Bereits seit Jahren verfügen die meisten Driver über eine Carbon-Krone, und man kann sogar bis in die 90er-Jahre zurückgehen, als Yonex schon mit Carbon in Drivern experimentierte. Aber im Allgemeinen wurde das Material verwendet, um Gewicht zu sparen und so eine Titanschlagfläche möglich zu machen. Mit den neuen Stealth-Modellen geht Taylor-Made nun den nächsten Schritt und präsentiert Driver mit einem Carbon-Insert in der Schlagfläche - Vorhang auf für das erste Carbonwood!

20 Jahre Entwicklungsarbeit flossen in die Stealth Driver, denn bereits zu Beginn des aktuellen Jahrtausends fand die TaylorMade-Forschungs- und Entwicklungsabteilung heraus, dass die Kraftübertragung auf den Ball im Treffmoment umso effizienter wirken kann, umso leichter die Schlagfläche ausfällt. Dazu kommt noch der Vorteil, dass ein Schwerpunkt, der spürbar weiter hinten im Driver-Kopf platziert ist, die Fehlertoleranz des Schlägers deutlich erhöht.

Tauchen wir in die Technikdetails ein: Das 60X Carbon Twist Face besteht aus 60 einzelnen Carbon-Schichten, die so angeordnet sind, dass sie die Energieübertragung optimieren. Mit einem Gewicht von nur 26 Gramm fällt sie etwa 40 Prozent leichter aus als eine Titanschlagfläche, was den Ingenieuren erlaubt, die Dimensionen der gesamten Schlagfläche zu vergrößern. Die Technologie ist eine derart große Veränderung im Produktionsprozess, dass TaylorMade eine völlig neue Anlage und Maschinen entwickeln musste, um die Stealth Driver herzustellen.

Buyer's Guide 2022:

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DER FITTING-PROZESS FÜR DEN STEALTH DRIVER GING SEHR SCHNELL. MIR IST WICHTIG, DASS DER KOPF NEUTRAL HINTER DEM BALL STEHT. DISTANZ UND GESCHWINDIGKEIT HABE ICH EBENFALLS GEWONNEN, ABER DAS WICHTIGSTE BEIM DRIVER IST VERTRAUEN. ICH WEISS, WOHIN DER BALL FLIEGEN WIRD, UND DAS IST ENTSCHEIDEND.
COLLIN MORIKAWA
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TM SIEHT ROT - Die markant rote Twist-Face-Carbon-Schlagfläche der Stealth Driver fällt gut 20 Prozent größer aus als die der TaylorMade SIM Driver von 2020

Dieses radikal neue Konstruktionsprinzip der Schlagfläche wäre allerdings nicht möglich ohne eine TaylorMade-Neuentwicklung namens Nanotexture Face Design. Die Schlagfläche fühlt sich durch eine dünne Polyurethanschicht, die auf den Carbon-Schichten aufgetragen wurde, sehr charakteristisch und neuartig an. Im Laufe der Jahre, in denen TaylorMade an dieser Technologie gearbeitet hat, kamen immer wieder Fragen sowohl zur Haltbarkeit dieses Materials als auch - noch wichtiger - zu einem möglichen dramatischen Abfall des Spin bei nassen Bedingungen auf. Das Schicht- und Groove-Design der Stealth-Driver-Schlagflächen wurde deshalb so entwickelt, dass es einen garantiert konstanten Spin erzeugt und selbst von extrem aufgepumpten Longhittern Tausende Male geprügelt werden kann.

Diese revolutionäre Technologie erzeugt die leicht raue Schlagflächentextur in Gummihaptik, die nötig ist, um die ideale Reibung zwischen Schlagfläche und Ball beim Impact zu erzeugen. Die Nanotexture-Schlagfläche verfügt außerdem über durchgehende Grooves, die für verlässliche Spin-Werte bei nassen Bedingungen sorgen sollen.

Die weiteren Technik-Features der Stealth Driver sind bereits aus den Vorgängermodellen wie dem SIM2 bekannt und bewährt. Da wäre zum Beispiel der Inertia Generator, der die Aerodynamik im Abschwung und somit auch die Schlägerkopfgeschwindigkeit erhöht. Twist Face korrigiert weiterhin Drives, die ein klein wenig außerhalb des Sweet Spot getroffen wurden, und das Thru-Slot Speed Pocket vergrößert die Fehlertoleranz auf der gesamten Schlagfläche. Trotz der augenscheinlichen Neuerungen verfügen die Stealth Driver also über eine Menge altbekannter Eigenschaften - inklusive des Klangs.

Durch fein abgestimmte akustische Präzision gelang es Ingenieuren, ein helles und kraftvolles Klang- und Feedback-Profil zu schaffen, das dem hohen Standard, den TaylorMade-Driver in den letzten Jahren erreicht haben, absolut gerecht wird. Tatsächlich ließen bereits einige Tourspieler von TaylorMade verlauten, dass sie den Sound der Stealth-Modelle bevorzugen. Die klingen jedenfalls auf keinen Fall langweilig oder nach Kunststoff, wie man es von einem Carbon-Driver vielleicht erwarten würde.

Auf der Tour dauerte es nicht lange, bis das Carbonwood den ersten Sieg einfuhr. Diese Ehre gebührte dem Dänen Nicolai Højgaard, der bei der Rasal Khaimah Championship in den Vereinigten Arabischen Emiraten souverän mit vier Schlägen Vorsprung gewann. Dabei dominierte er nicht nur das Leaderboard, sondern auch die Strokes-Gained-off-the-Tee-Statistik: 2,21 Schläge machte er vom Tee aus auf das Feld gut. Auch was die Länge angeht, schien Højgaards Stealth Plus Driver1 bestens zu funktionieren: Mit durchschnittlich 304 Metern vom Tee prügelte er seine Drives mehr als 19 Meter weiter als der Durchschnitt des Turniers. Ganz oben in der Driving-Distance-Statistik lag Anfang Februar in der Wüste übrigens sein Bruder Rasmus mit satten 310 Metern vom Tee - ebenfalls mit einem Stealth Plus Driver.

Wie auch in den letzten Jahren stehen drei verschiedene Kopfmodelle zur Auswahl: Der Stealth Plus verfügt über ein seitlich verschiebbares Gewicht in der Sohle, um die Kurventendenz des Drivers zu beeinflussen. Der Stealth wird sich garantiert zur populärsten Variante entwickeln, denn mit mehr Gewicht im hinteren Teil der Sohle ist er nicht nur deutlich fehlerverzeihender, sondern liefert auch 200 bis 300 rpm mehr Spin für einen höheren Ballflug. Der Stealth HD komplettiert die Driver-Familie mit einer deutlichen Draw-Gewichtung, was Slicern sehr entgegenkommen wird.

Buyer's Guide 2022: Buyer's Guide 2022:
Links: LINKSABBIEGER - Mit seiner leicht geschlossenen Schlagfläche ist der Rogue STD ab Werk auf Draw-Flugbahnen programmiert. Rechts: PRÜGELKNABE - Longdriver Martin Borgmeier schlägt seine Bälle über 360 Meter weit. Sein Callaway-Driver hat 4,5° Loft, einen 47,9 Zoll langen Schaft mit 59 Gramm Gewicht und wird penibel getestet: "Ich spüre jedes Viertelgrad Loft und jedes Gramm des Drivers, deswegen werden meine Driver-Köpfe handverlesen"

Zu guter Letzt muss natürlich noch das optisch auffälligste Feature der Stealth Driver angesprochen werden: die rote Schlagfläche. Diese ist in der Ansprechposition sichtbar, störte uns allerdings kein bisschen - im Gegenteil. Wer nicht auf Rot steht, kann dank der neuen MyStealth-Funktion der TaylorMade-Webseite das Stealth-Plus-Modell personalisieren und eine grüne, blaue oder graue Schlagfläche bestellen. Weitere Farben stehen für die Sohle und die Akzente des Drivers zur Verfügung. Personalisierte Driver sind zwar nichts Neues, es ist allerdings erfreulich zu sehen, dass TaylorMade in diesem Bereich das Angebot spürbar verbessert hat.

Während TaylorMade 2022 mit einer kleinen Revolution aufwarten kann, setzt Callaway alles auf Evolution. Da die Rogue Driver aus der Saison 2018 zu den erfolgreichsten in der langen Firmengeschichte zählen, erscheint es nur konsequent, mit den Rogue ST (das Kürzel steht für Speed Tuned) diese Erfolgsgeschichte fortzuschreiben.

Die Upgrades gegenüber dem Rogue von 2018 und dem Mavrik von 20202 sind daher subtil. Am auffälligsten ist das Tungsten Speed Cartridge, ein in goldener Farbe gehaltenes Zusatzgewicht im hinteren Teil der Driver-Köpfe. Durch diese Platzierung des schweren Wolfram-Gewichtszusatzes wird nicht nur bei guten Treffern die Ballgeschwindigkeit maximiert, es wird auch sichergestellt, dass die Drive-Längen bei suboptimalen Treffern annehmbar hoch bleiben.

Der Supercomputer, der bereits seit einigen Jahren die Formen der Schlagflächen aller Callaway-Driver berechnet und modelliert, wurde dieses Mal auf die bewährte Jailbreak-Speed-Frame-Technologie losgelassen, die mehr Stabilität der Schlagfläche in jeder Richtung gewährleistet und dank Hightech-Rechenpower dies nun noch etwas effektiver macht als in den letzten Jahren. Auch die Schlagflächen wurden noch einmal neu berechnet und optimiert. Konzentrierte sich die künstliche Intelligenz bisher auf maximale Ballgeschwindigkeit, wurde das Hauptaugenmerk beim Flash Face SS22 auf optimale Ballstart-Parameter gelegt.

Buyer's Guide 2022:
ANPASSUNGSFÄHIG - Das Quick-Switch-Hosel der Mizuno-ST-X- und ST-Z-Driver bietet einen Loftspielraum von insgesamt 4°. Der Lie-Winkel kann um 3° angepasst werden

Um Golfer aller Spielstärken und Schwungtypen den optimalen Rogue-ST-Driver an die Hand zu geben, hat Callaway vier verschiedene Kopfvarianten im Angebot. Der Rogue ST Max spricht aus dieser Gruppe ohne Frage die meisten Golfer an und kann sowohl von Wochenendspielern als auch von Tour-Pros eingesetzt werden - mit dem korrekten Schaft, versteht sich. Hoher Ballstart, durchschnittliche Spin-Werte und maximale Fehlertoleranz sind schließlich Eigenschaften, die beinahe jeder Golfer gut findet.

Der Rogue ST Max D verfügt über dieselben Eigenschaften wie der Max, wurde darüber hinaus aber mit einer ausgeprägten Draw-Gewichtung ausgestattet, um den Slicern und höheren Handicaps zu helfen, öfter das Fairway zu treffen.

Das LS im Namen des Rogue Max LS steht für Low Spin und in dieser Hinsicht liefert dieser Driver auch ab. Den Entwicklern ist es gelungen, einen Großteil der Fehlertoleranz des Rogue Max LS beizubehalten und dabei die Spin-Werte drastisch zu reduzieren. Dieser Driver eignet sich daher vor allem für Longhitter mit einem konstanten Schwung, ermöglicht er doch absolute Bomben vom Tee. Bei weniger guten Treffern kann sich dieser Driver aber auch als etwas zickig erweisen.

Und dann gibt es noch den Rogue ST 000 LS (sprich: Triple Diamond LS), bei dem sich das Callaway-Team dazu entschieden hat, die bisherigen Touronly- Modelle nun auch auf den Markt fur Endverbraucher zu bringen. Mit seinem kompakteren Profil, mittelhohem Ballstart und extrem wenig Spin wird diese Waffe in den Bags einiger Callaway-Tourspieler zu finden sein. Normalsterbliche sollten davon besser die Finger lassen - echt!

Die Konstrukteure von Mizuno beweisen bereits seit Jahren, dass sie nicht nur traumhaft gute Eisen bauen können. Was die Ballgeschwindigkeit angeht, können ihre Driver schon lange mit der Konkurrenz aus Amerika mithalten, nun haben sie auch in Sachen Konstanz die Lücke zu den großen Driver-Brands geschlossen.

"Für viele Golfer ist das von Tourspielern bevorzugte moderne Low-Spin-Driver-Design ein ernsthafter Distanzkiller", weiß Chris Voshall, Chef der Produktentwickler bei Mizuno. Um diesem Phänomen entgegenzuwirken, wurde der neue ST-X Driver entwickelt, der mit seiner leichten Draw-Gewichtung und einem höheren Ballstart vielen Wochenendgolfern optimale Werte für lange Drives ermöglicht. Für bessere Golfer, die sich mehr vom Tee zutrauen, wurde das ST-Z-Modell entwickelt, das nicht nur sportliche Clubgolfer, sondern auch Mizuno-Tourspieler anspricht. Der Schlägerkopf verfügt über ein ausgewogenes Low-Spin-Design und ein 20-Gramm-Zusatzgewicht im hinteren Teil der Sohle für einen tiefen Schwerpunkt und mehr Fehlertoleranz.

1. Nicolai Højgaards Driver Specs: TaylorMade Stealth Plus mit 10,5° Loft und einem Tensei-White-AV-65X-Schaft.
2. Callaway stellt jedes Jahr neue Driver-Modelle vor, wechselt dabei aber immer die Modelle, die bereits zwei Jahre alt sind, aus. In Produktjahren mit geraden Jahreszahlen werden die Driver ohne variable Gewichte erneuert, in ungeraden Jahren die verstellbaren.


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