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Stroke of a Genius

Jonathan Byrd 2010

Von Jan Langenbein

Wenn es in einem Playoff mal wieder etwas länger dauert, kann man entweder ein Snickers essen oder die ganze Chose einfach mit einem Hole-in-one beenden. Das gab's auf der PGA Tour bisher genau einmal. Jonathan Byrd hat damit Geschichte geschrieben.

Ort: TPC Summerlin at Las Vegas (USA), Turnier: Justin Timberlake Shriners Hospital for Children Open 2010, Datum: 24. Oktober 2010, Schläger: Eisen 6

Ausgangssituation


Bei der Justin Timberlake Shriners Hospital for Children Open 2010 hatte Webb Simpson die Segel in Richtung erster Sieg auf der PGA Tour gesetzt. Doch ein im Wasser von Loch 17 versenkter Ball und das daraus folgende Doppel-Bogey bedeuteten, dass der Mann aus North Carolina nach 72 gespielten Löchern einen Schlag hinter den Führenden lag. Profiteure dieses Fauxpas waren der schottische Titelverteidiger Martin Laird, der US-Amerikaner Jonathan Byrd und der Australier Cameron Percy, der mit einem Birdie am Schlussloch noch zum dritten Mann beim Stechen um den Titel wurde.

Play-off


Byrd hatte die 17 die gesamte Woche über stark gespielt und sich an diesem 180 Meter langen Par 3 über einen See eine Stunde zuvor mit seinem letzten Birdie auf der Runde an die Spitze gespielt. Beim ersten Versuch im Stechen, dem zweiten Extraloch, lippte sein Putt noch aus. Danach gelang ihm auf der 18 eine echte Houdini-Nummer: Sein Schlag zur Fahne rollte vom Grün den steilen Abhang hinunter in Richtung Wasser, wo er im letzten Rough-Büschel gerade noch hängen blieb. Byrd rettete mit einem unglaublichen Up-and-down noch das Par und verlängerte damit das Stechen.

Die Entscheidung


Bevor es wieder zurück auf die 17 ging, wurden die Spieler ob der anbrechenden Dunkelheit gefragt, ob sie überhaupt noch weiterspielen oder das Stechen vertagen wollten. "Natürlich wollte ich weiterspielen. Ich hatte meine Frau und meine Kinder zwei Wochen nicht gesehen und wollte nicht am nächsten Morgen weiterspielen", gab Byrd zu Protokoll. Also zückte er mit demselben guten Gefühl wie schon fünfmal zuvor in dieser Woche sein 6er-Eisen, schickte den Ball auf die perfekte Flugbahn, ließ ihn kurz vor dem Stock aufkommen und ins Loch rollen. Game over!

Augenzeuge


Aufgrund der Dunkelheit konnten sich die Spieler auf dem Abschlag nicht sofort sicher sein, ob der Ball tatsächlich gefallen war. Der glückliche Sieger: "Ich habe mich vor meinem Schlag daran erinnert, wie ich damals zugesehen hatte, als Craig Parry 2004 im Play-off in Doral am Schlussloch über das Wasser mit einem Eagle gewann. Das war sicherlich noch schwieriger als meine Situation, jedoch habe ich so dann einen der besten Schläge in meinem Leben gespielt." Laird und Percy waren geschockt genug, um ihre Bälle anschließend im Wasser zu versenken.

Nachspiel


Der vierte Turniersieg des damals 32-jährigen Byrd war sein spektakulärster. Zum ersten und bis heute letzten Mal wurde ein Stechen auf der PGA Tour mit einem Ass entschieden. Byrd kassierte 774.000 Dollar, katapultierte sich in der Weltrangliste von Platz 183 auf Position 106 und hatte die Tourkarte für zwei weitere Jahre gesichert. Der australische Tour-Rookie Cameron Percy hätte sich mit einem Sieg von Platz 185 in der FedEx-Wertung in die Top 125 gespielt und damit die volle US-Karte für die Folgesaison erspielt - was ihm der historische Schuss von Byrd verwehrt hat.

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