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Tour-Update

Hallo, wie geht's denn so?

Von Jan Langenbein, Fotos: Mike Meyer

In der Wüste von Ras al Khaimah haben wir jeden Landsmann mit Tourkarte, der uns über den Weg gelaufen ist, vor die Kamera gezerrt. Schön zu sehen, dass die deutsche Community auf der European Tour endlich wieder Zuwachs bekommen hat.

ALEX KNAPPE


Glückwunsch zum Top-drei-Finish in Thailand! Das war dein fünftes Turnier in Folge. Im Laufe dieses Marathons zeigt deine Formkurve nach oben. Musstest du dich erst in die Saison hineinspielen?
Die DP World Tour ist etwas anderes als die Challenge Tour. Ich hatte 2017 das letzte Mal auf der großen Tour gespielt und in der Zwischenzeit hat sich einiges getan. Daher hatte ich mir vorgenommen, jedes Turnier zu spielen, um mich im neuen Umfeld zurechtzufinden. Wiederholungen müssen sein, Spielpraxis ist wichtig und Turnierrunden sind durch nichts zu ersetzen.

Kommst du so nicht schnell an deine körperliche Belastungsgrenze?
Ich habe das auf der Challenge Tour genauso gemacht. Sieben oder acht Wochen am Stück funktionieren schon. Auf der DP World Tour sind die Reisen allerdings länger. Vor allem die Hitze und die Luftfeuchtigkeit in Singapur und Thailand haben echt geschlaucht, aber irgendwie macht der Körper das dann doch mit, wenn man es will. Das ist jedenfalls meine Einstellung.

Wo liegen die Unterschiede zwischen Wochen wie am Golf mit verpassten Cuts und einem dritten Platz kurz darauf in Thailand?
In Abu Dhabi hat mir ein Schlag zum Cut gefehlt, in Dubai gab es familiäre Probleme, durch die ich während der ersten Runde mental überhaupt nicht anwesend war. In Ras al Khaimah hatte ich nach guten Schlägen auf der Driving Range einen katastrophalen Doppel-Bogey-Start, was natürlich nicht geholfen hat. Der größte Unterschied in der vergangenen Woche: Es fielen endlich Putts. Sowohl in Südafrika als auch bei den Turnieren in den Emiraten ist einfach kein Ball ins Loch gegangen und dann ist es, selbst wenn der Rest des Spiel gut ist, schwer, sich nach vorne zu arbeiten. Da hilft nur, geduldig zu bleiben, und in Thailand bin ich für diese Geduld belohnt wurden.

Merkst du, dass die DP World Tour andere Ansprüche an dein Spiel stellt als die Challenge Tour im vergangenen Jahr?
Mir ist aufgefallen, dass die Spieler 2017 noch nicht so stark waren wie heute. Ich habe jede Woche das Gefühl, dass 90 bis 100 Spieler im Feld das Turnier locker gewinnen könnten. Die Scores sind extrem gut, daher muss man aus jeder Lage die aggressivsten Schüsse spielen. Es kostet am Anfang ganz schön Überwindung, jede Runde so aggressiv zu spielen.

Kannst du von einem Top-drei-Ergebnis in Sachen Selbstbewusstsein einige Wochen zehren oder bist du der Typ, der sagt: "Gut gespielt, abhaken, nächstes Turnier"?
Ich bin der zweite Typ. Die Tatsache, dass ich in Singapur am Freitag bei 8 unterliegend plötzlich aufeinanderfolgend Triple- und Doppel-Bogey gespielt habe und kurz darauf mit einem Birdie auf der 18 doch noch den Cut geschafft habe, hat mir enormes Selbstvertrauen gegeben. Während dieser Runde bin ich über eine Hürde - wenn alles aus dem Ruder zu laufen droht - gesprungen, an der ich früher oft gescheitert bin.

Tour-Update: NICK BACHEMTour-Update: NICK BACHEM
NICK BACHEM

NICK BACHEM


Du hast fünf Turniere im europäischen Oberhaus gespielt. Worin liegen hauptsächlich Unterschiede zum letzten Jahr?
Die Plätze auf der DP World Tour sind etwas schwieriger und das Level der anderen Jungs ist höher. Vergangenes Jahr war ich zum Ende nach der langen Saison mit all ihren Ups and Downs einfach ganz schön platt.

Wie bewertest du dein eigenes Spiel im Moment?
Ich fühle mich eigentlich ganz gut, war beim ersten Turnier in Ras noch ein wenig "rostig", aber es wird immer besser.

Hast du dir Ziele für die Saison gesetzt?
Mein allererstes Ziel ist es, die Tourkarte zu halten. Wenn das gut aussieht, bin ich gerne bereit, die Ziele anzupassen.

Welcher der anderen Spieler im Feld hat dich bisher am meisten beeindruckt?
Ich schaue da ganz wenig nach rechts und links, wenn ich ehrlich bin.

Was war das bisherige Highlight der Saison abseits des Platzes?
Vor dem Turnier in Ras al Khaimah konnte ich zusammen mit Todd Clements den Jais Flight, die längste Zipline der Welt, testen. Das war krass und ich hatte noch den ganzen Tag über ein Grinsen im Gesicht.

Tour-Update: MAX KIEFFERTour-Update: MAX KIEFFER
MAX KIEFFER

MAX KIEFFER


Nach vier Turnieren am Stück gönnst du dir eine Pause. Nach welchen Kriterien stellst du deinen Turnierplan zusammen?
Was die Pausen angeht, ist es ganz einfach: Je älter man wird, desto mehr braucht man davon. [lacht] Am meisten habe ich 2015 gespielt. Damals waren es 30 oder 31 Turniere und dazwischen noch Einsätze in der DGL. Diese Saison plane ich mit etwa 25 Events.

Wir müssen kurz über vergangenes Jahr sprechen: Was war es für ein Gefühl, nach 14.157 Löchern und 55.844 Schlägen endlich auf der Tour zu gewinnen?
So viele waren das? Krass! Das Gefühl war eine Mischung aus Freude und Erleichterung. Aber realisiert habe ich den Sieg im ersten Moment gar nicht.

Wird es bis zum zweiten Sieg ähnlich lange dauern?
Als ich 2013 in Spanien das Stechen über neun Extralöcher gegen Raphaël Jacquelin verloren habe, war ich nicht enttäuscht und habe tatsächlich gedacht, ich gewinne jetzt einfach eines der nächsten fünf oder sechs Turniere. Hätte mir damals jemand gesagt: "Du brauchst noch fast 250 Turniere bis zum ersten Sieg", hätte ich denjenigen für verrückt erklärt. Im Golf weiß man nie...

Hat der Sieg in Tschechien letztes Jahr deine Saisonziele für 2023 verändert?
Der Sieg weniger, es sind die Entwicklungen der letzten Jahre, die meine Saisonziele verändert haben. Man hat leider das Gefühl, dass die DP World Tour ins Hintertreffen gerät. Vor fünf Jahren hätte ich mir gut vorstellen können, mein Leben lang in Europa zu spielen, aber mittlerweile möchte ich gerne auf die PGA Tour, weil es in Europa mittlerweile viel weniger Weltranglistenpunkte gibt. Das ist schade, denn man spielt ja nicht nur für das Preisgeld, sondern auch um sich für Major-Turniere zu qualifizieren, was mittlerweile über die DP World Tour kaum noch möglich ist. Daher ist das Ziel, eine der zehn Tourkarten für die PGA Tour zu erspielen.

Wo musst du am Ende der Saison landen, um eine dieser Karten für Amerika zu bekommen?
Die zehn besten Spieler der Saison auf der DP World Tour, die noch keine Spielberechtigung auf der PGA Tour haben, bekommen die Tourkarten. Rory, Jon Rahm und so weiter fallen also raus, aber ich schätze, dass man dazu am Ende des Jahres unter den Top 20 landen muss. Ein Sieg wird dazu nötig sein.

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