Trotzdem ist kaum ein anderes Geschäftsfeld für Trump derartig öffentlichkeitswirksam wie seine Golfplätze - vom aktuellen Versuch, sich an die Spitze der amerikanischen Wutbürgerbewegung zu pöbeln, einmal abgesehen - und deshalb eignet sich die Art und Weise, wie Donald Trump seine Golfanlagen baut und betreibt, vorzüglich für einen Blick hinter die Fassade des Cartooncharakters TRUMP, der seit Monaten die weltweiten Nachrichten vereinnahmt. Auf dem Golfplatz dauert es nicht lange, bis jeder seinen wahren Charakter zeigt, behauptet schließlich der Volksmund und auf niemanden trifft dies besser zu als Donald Trump.
JEDE MENGE NEUES GELD
Seit Jahrzehnten bittet die amerikanische "Golf Digest" Größen des Sports um ihre persönlichen Top Ten der Golfplätze in den USA. Schließlich kommen Listen beim sportinteressierten Amerikaner immer gut an und gleichzeitig kann man Legenden so charmant in das moralische Dilemma bringen, wo in der Ruhmeshalle des Golfsports die eigene Leistung nun wohl anzusiedeln ist. Selbstredend finden sich auf den Listen von Legenden wie Raymond Floyd, Gary Player und Davis Love III allesamt die üblichen Verdächtigen wie Augusta National, Pine Valley und Cypress Point. Einer wie Arnold Palmer, der mit 170 Platzdesigns in den Vereinigten Staaten allein ganze Landschaften geprägt hat, erlaubt es sich, mit Bay Hill und Laurel Valley zwei seiner eigenen Kreationen in seinen Top Ten zu verewigen. Niemand verfügt jedoch über ein vergleichbar überdimensioniertes Ego und schafft es, 50 Prozent seiner Bestenlisten mit dem eigenen Namen zu füllen. Niemand außer Donald Trump. Die Trump National Golf Clubs in Bedminster, Westchester, Los Angeles und Philadelphia belegen die Ränge eins, drei, sieben und acht, der Trump International Golf Club in West Palm Beach hat es in Trumps Top Ten auf Platz vier gebracht. Es ist ein in Eierschale gehaltenes Dokument der Hybris und es sei erwähnt, dass weder Ernie Els noch Nick Faldo, Annika Sörenstam oder einer der vier bereits Genannten auch nur einem einzigen Trump Club einen Platz auf ihrer Liste einräumten.
»ICH BIN EIN WIRKLICH GUTER GOLFER. ICH HABE 14 CLUBMEISTERSCHAFTEN GEWONNEN UND CLUBMEISTERSCHAFTEN ZU GEWINNEN IST NICHT LEICHT.«
Die Wahrscheinlichkeit, dass Donald Trump das grüne Jackett der Mitglieder in Augusta National überstreift oder die verschwiegene Klientel der etwa 275 Member in Cypress Point Donald Trump in ihrer Mitte zulassen, liegt im Bereich einer Vaterschaft des Papstes. Vor den Parkplätzen dieser Clubs verläuft die Trennlinie zwischen neuem und altem Geld. Die Mitglieder in Augusta oder Pine Valley würden mit Sicherheit lieber Bernie Sanders im Weißen Haus sehen als einen neureichen Lautsprecher wie Donald Trump an ihrer Clubhausbar antreffen.
An der Schwelle zum Epizentrum der Macht und des alten Geldes von Amerika abgewiesen zu werden ist ein fetter Stachel im Trump-Tower-großen Ego des Mannes, dessen gedehnte Aussprache von "huuuge" mindestens so charakteristisch ist wie Jogi Löws "högschde Konzentration". Dieser Stachel sitzt so, dass Trump 2014 mit Pine Hill einen Golfplatz in direkter Nachbarschaft von Pine Valley kaufte, ihn aufmöbelte, seinen Namen in großen goldenen Lettern über das Eingangstor hängte und seither keine Vergleiche scheut. "Er heißt nun Trump National Golf Club Philadelphia. Er ist genauso gut wie Pine Valley, wenn nicht besser. Jeder, der bisher dort war, stimmt mir zu", erzählte er im Oktober 2014 einem verdutzten John Barton während eines "Golf Digest"-Interviews. In Amerikas Golfgemeinde herrscht weitgehend Einigkeit darüber, dass Pine Valley nicht nur nationales Kulturgut, sondern auch der beste Golfplatz im gesamten Land ist. Im Ranking der besten Golfplätze in New Jersey belegt Trump National Rang 18.
Golf war nicht der erste Sport, in dem Donald Trump versuchte, das Stigma des neureichen Aufschneiders abzulegen und in die Liga des alten Geldes aufzusteigen, und als diese Liga sah er die NFL. Anders als in der NBA, wo Dotcom-Milliardäre wie Marc Cuban oder Steve Balmer Teams kaufen können, besteht der Club der Football-Teambesitzer aus Männern, die von Haus aus keine Shorts oder T-Shirts tragen und am ehesten eine amerikanische Entsprechung zum englischen Aristokratentum oder europäischen Adel darstellen.
Als 1982 mit der USFL eine Profi-Footballiga gegründet wurde, die ihre Spiele im Frühjahr austragen sollte, roch Donald Trump eine Möglichkeit, durch die Hintertür an ein NFL-Team zu kommen. 1984 kaufte er das in Schwierigkeiten geratene Team der New Jersey Generals und versetzte seinem Bekanntheitsgrad in der amerikanischen Öffentlichkeit damit einen enormen Schub. "Ich war recht bekannt zu dieser Zeit, aber nicht wirklich berühmt", erinnerte er sich später und verfolgte von Beginn an mit seinen Generals einen aggressiven Kurs gegen die NFL. Sein Ziel bestand darin, die USFL so schnell wie möglich zu einem ernsthaften Konkurrenten der National Football League aufzubauen, um deren Teambesitzer so zu einer Fusion der beiden Ligen unter NFL-Flagge zu bewegen. In diesem Fall wären Trumps New Jersey Generals von der USFL in die NFL übergegangen und er somit zum NFL-Teambesitzer geworden.
Doch Trumps Strategie, die eine Verlegung des USFL-Spielplans in den Herbst, also auf Kollisionskurs mit der NFL, und eine Kartellklage gegen die größte Sportliga Amerikas vorsah, erwies sich als viel zu aggressiv. 1986 wurde die USFL nach einem Verlust von insgesamt 163 Millionen abgewickelt und der Spielbetrieb eingestellt. Seither wird in den USA nur noch im Herbst Profi-Football gespielt. Der Immobilien-Tycoon sah sein Football-Abenteuer trotzdem als Gewinn: "Nach Steuern habe ich etwa drei Millionen Dollar verloren, aber mindestens eine Milliarde an kostenloser Publicity bekommen." Von nun an stand Golf ganz oben auf seiner Prioritätenliste.