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Interview

Anton Albers

Von Robin Dittrich

Auf dem Weg in Richtung Profikarriere macht Anton Albers zurzeit an der University of Arkansas at little Rock Station und fährt Siege am Fließband ein. Aber wie muss man sich das leben eines Profigolfers in spe mitten in der amerikanischen Provinz eigentlich vorstellen?

Du bist seit 2019 in den USA. Kommst du nach deiner Zeit am College nach Deutschland zurück oder möchtest du dort bleiben?
Da bin ich mir noch unsicher. Die fünf besten College Seniors [Studenten im letzten College-Jahr; Anm. d. Red.] können sich über die neue PGA-Tour-University-Rangliste direkt für die Korn Ferry Tour qualifizieren; das ist die zweithöchste Tour in den USA. Wenn ich das schaffe, bleibe ich definitiv dort. Wenn nicht, spiele ich die Qualifikation vielleicht sogar in Europa. Es ist sehr schwer, sich von einer recht kleinen Uni mit nur 12.000 Studenten zu qualifizieren. Dafür sind die dort ausgetragenen Turniere zu klein. Durch die Corona-Pandemie wurde dir ein Angebot zur Verlängerung der Regelstudienzeit gemacht.

Was denkst du darüber?
Allen Athleten wurde angeboten, noch ein weiteres Jahr am College dranzuhängen. Dann wäre ich noch zweieinhalb Jahre dort. Mein Coach hätte mich sehr gerne noch länger im Team. Für mich kommt es aber ganz darauf an, wie gut sich mein Spiel im nächsten Jahr entwickelt. Mein Ziel ist ganz klar: Pro werden. Wenn ich mich dafür noch nicht bereit fühle, bleibe ich länger.

Du hast in diesem Jahr schon zwei College-Turniere gewonnen. Wie hat sich das angefühlt?
Insbesondere mein Sieg beim Trinity Forest Invitational war sehr cool. Dort habe ich mit 7 unter Par auch meine beste Runde am College gespielt. Eine solche Finalrunde zu spielen fühlt sich wahnsinnig gut an.

Konntest du dort deine Stärken ausspielen?
Definitiv! Meine Stärken liegen im langen Spiel. Ich schaffe es zum Glück sehr konstant, einen geraden Ball vom Tee zu spielen. Außerdem bin ich auch durch das Training am College mental sehr stark. Ich bin sowieso ein ruhiger und gelassener Typ, das spiegelt sich auf dem Golfplatz wider. Negative Emotionen beeinflussen mich nicht so sehr wie andere Spieler.

Interview:

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Es ist cool, so ein kleines College auf die Karte zu setzen!
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Siehst du noch Schwächen in deinem Spiel?
Ich würde es nicht als Schwäche bezeichnen, aber mein Putten bietet noch Verbesserungspotenzial. Da gab es andere, die viel sicherer waren und deutlich mehr gelocht haben. Deshalb haben wir im Training viel Wert auf das generelle Verhalten auf dem Grün gelegt. Alle drei Turniersiege in diesem Jahr habe ich einem heißen Putter zu verdanken.

Wie ist es ursprünglich zu dem Entschluss gekommen, in den USA studieren und College-Golf spielen zu wollen?
Während meiner Schulzeit hatte ich schon mit einigen Coaches mehrerer Colleges gesprochen. Da wusste ich bereits, dass ich unbedingt in die USA wollte. Während meines Abiturs spielte ich dann aber sehr wenig und es kamen Zweifel auf, ob das der richtige Schritt sei. Nach dem Abitur habe ich mich ein Jahr lang nur auf Golf konzentriert und gemerkt, dass ich genau das machen will: Golf spielen - und zwar professionell! Leider habe ich durch dieses Jahr viele Kontakte zu Colleges verloren. Zusätzlich besteht die Berechtigung zum Studieren in den USA nur ein Jahr, nachdem man das Angebot bekommen hat. Ich hatte die Angebote vor einem Jahr bekommen - es musste also alles ganz schnell gehen. Über Ted Long gab es Kontakt zu einigen Colleges. Nach Telefonaten war ich mir sicher: Ich will nach Arkansas! Dort war auch schon ein anderer Deutscher im Golfteam, was mir die Entscheidung erleichtert hat.

In Deutschland wollen viele Nachwuchstalente Golfprofi werden. Denkst du, dass Studieren am College der richtige Schritt dafür ist?
Auf jeden Fall! In Deutschland und Europa werden keine solchen Möglichkeiten wie in den USA geboten. Amerika ist ein sportverrücktes Land und das merkt man am College sofort. Nicht ohne Grund kommen mehr als 100.000 Zuschauer zu College- Football-Spielen. Beim March-Madness-Turnier, bei dem die besten College-Basketball-Teams gegeneinander antreten, sind 80.000 Zuschauer beim Endspiel und Millionen am Fernseher. Auch das Training ist in den USA ganz anders strukturiert. In Deutschland wird sehr viel Wert auf Technik gelegt. Am College geht es vor allem darum, sich menschlich weiterzuentwickeln und eine gute Strategie auf dem Golfplatz zu haben. Der Job des Trainers am College ist es, seine Spieler erfolgreich zu machen. Man muss als Spieler nicht den schönsten Schwung haben, sondern ihn erfolgreich einsetzen können.

Du hast aber trotzdem deinen Trainer in Deutschland behalten.
Philip Drewes ist mein Schwungtrainer, seit ich 2016 nach Hittfeld gewechselt bin. Ich weiß ihn gerne an meiner Seite und bei Problemen mit meinem Schwung würde ich zuerst Philip fragen, bevor ich mir einen Trainer in den USA suche. Ich habe einfach gemerkt, dass das am besten funktioniert. Mit Philip habe ich damals auch besprochen, dass es mein Traum ist, Profi zu werden. Ich wollte eine engere Zusammenarbeit, um gemeinsam dorthin zu kommen. Wir haben zusammen ein Team mit einem Mentaltrainer und Physiotherapeuten aufgebaut, das bis heute besteht.

Wenn du an die Zeit während des Abiturs zurückdenkst und die Wahl hättest: Würdest du alles noch mal genauso machen?
Ich würde definitiv wieder ans College gehen. Ob es genau dieses sein würde, ist schwer zu sagen, weil ich das Leben an einem großen College nicht kenne. An großen Colleges herrscht ein ganz anderer Spirit durch die vielen Sport-Teams. In der ganzen Stadt werden die Uni-Klamotten getragen und es sind immer viele Fans vor Ort. Beeindruckt haben mich die Trainingsmöglichkeiten an einigen Colleges. Als ich das Trinity Forest Invitational gewonnen habe, haben mich die Einrichtungen dort umgehauen. Es gab viele Indoor-Bereiche mit Fitnessstudios und Golfsimulatoren. Ich dachte mir nur: "Wenn ich dort jeden Tag trainieren könnte..." Ich habe Angebote von größeren Unis bekommen, möchte aber gar nicht wechseln. Ich bin erst an meiner Uni richtig gut geworden und möchte jetzt nicht noch etwas komplett Neues machen. Ich habe hier alles, was ich brauche. Es ist cool, an einer kleinen Uni zu spielen. Wir haben in diesem Jahr zum ersten Mal in der Geschichte der UALR die National Championships erreicht. Wir wurden in der Stadt oft angesprochen und zu unserem Erfolg beglückwünscht. Es ist cool, so ein kleines College auf die Karte zu setzen!

 

Anton Albers

JAHRGANG: 1999
HANDICAP: +5,9
WOHNORT: Little Rock, Arkansas & Buchholz bei Hamburg
LIEBLINGSTEAM: Hamburger SV & L.A. Lakers
ERFOLGE (AUSZUG):
2017 Deutsche Jugend Mannschaftsmeisterschaft
2021 Sieger Individual Spring Kickoff
2021 Sieger Trinity Forest Invitational
2021 Sieger Danish International Amateur Championship
2021 5. Platz German International Amateur Championship

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