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Baden – Teil 2

Baden gehen

Von Jan Langenbein, Fotos: Patrick Runte

Drei Stunden später in St. Leon Rot angekommen, als hätten wir die Autobahn genommen, trauen wir auf der Driving Range unseren Augen nicht. Eine Armada minderjähriger Golf-Cracks prügelt Drives von über 250 Metern Länge und Eisenschläge in atemberaubend präzisen Draw-Flugbahnen ans gewünschte Ziel. An diesem Wochenende findet die Allianz German Boys & Girls Open hier statt und über 100 der besten unter 18 Jahre alten Golfer des Kontinents haben sich versammelt - nicht nur um die Sieger auszuspielen, sondern offensichtlich auch, um uns ob unseres Alter und unseres golferischen Könnens vollkommen zu demoralisieren.

Baden: Heimvorteil: Karo Lampert kennt hier jedes Sandkorn (l.) Total analog: der Selfie-Stick made in Heidelberg (r.)Baden: Heimvorteil: Karo Lampert kennt hier jedes Sandkorn (l.) Total analog: der Selfie-Stick made in Heidelberg (r.)
Heimvorteil: Karo Lampert kennt hier jedes Sandkorn (l.) Total analog: der Selfie-Stick made in Heidelberg (r.)

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WIR SPIELEN ZÄHLSPIEL BEIM MADEX CUP. WER WILL, KANN IN VERSCHWITZTER KLEIDUNG NOCH EINEN WURSTSALAT ESSEN. DAS WAR'S!
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Irgendwo zwischen all dem jungen Gemüse feilt auch Karolin Lampert an ihrem Schwung, die dieses Turnier 2011 und 2012 gewinnen konnte, aber nicht mehr starten kann, weil sie mittlerweile zu alt ist und ins Profilager gewechselt ist. Aus der Tatsache, dass Mama und Papa Gründungsmitglieder hier im Club sind, haben die beiden Sprösslinge des Hauses ohne Zweifel das Maximum herausgeholt, schließlich hat auch Karos Bruder Moritz auf der European Tour Fuß gefasst. Als lupenreines Resultat der exzessiven Jugendarbeit in diesem Club gibt es wohl keine bessere Gesprächspartnerin als Karo Lampert, um einige Insider-Infos abzugreifen. "Ich spiele hier, seit ich einen Schläger in der Hand halten kann. St. Leon liegt mir mehr, da ich vom Tee eine gute Länge habe, und wer den Ball weit schlagen kann, spielt auf diesem Platz über die meisten Hindernisse einfach drüber. Rot ist vom Abschlag aus deutlich anspruchsvoller." Dass beide Plätze bereits unzählige Male Schauplatz für ein Bruder-Schwester-Duell waren, versteht sich von selbst. "Seit wir Golf spielen, fetze ich mich mit Moritz auf dem Golfplatz. Unsere Matches sind immer ziemlich ausgeglichen. Ich würde sagen, er ist im kurzen Spiel rund um die Grüns stärker. Ich gleiche das aber mit den Abschlägen und beim Putten wieder aus." Traurig, im September beim Solheim Cup nicht im Team zu sein, ist Karo nicht. Natürlich wäre Sie gerne an den Start gegangen, ein Cup zuhause wäre zum jetztigen Zeitpunkt für sie aber einfach noch zu früh gewesen. Karo wird wie alle anderen Fans die Matches vom Fairway-Rand aus verfolgen und weiß auch schon genau wo: "Ich kann jedem nur empfehlen, sich irgendwo am elften Grün, an Loch 12 oder 13 einen guten Platz zu reservieren. Dort gehen die Partien in die entscheidende Phase und es ist zudem der spektakulärste Teil des Platzes."

Baden: Dämlich: alles frei und trotzdem in der prallen Sonne geparkt
Dämlich: alles frei und trotzdem in der prallen Sonne geparkt
Wir verlassen St. Leon-Rot in Richtung Heidelberg mit der Erkenntnis, dass Berlin wohl schon fünf Flughäfen und Hamburg drei Philharmonien vorzuzeigen hätte, würde hierzulande jedes Großprojekt mit der gleichen Professionalität angepackt wie der Solheim Cup 2015 in St. Leon-Rot.

DO IT YOURSELF


Zwischen japanischen Touristengruppen, die derartig viele Selfie-Sticks mit sich herumschleppen, dass wohl bald Caddies für diese Spezies nötig sein werden, wächst in der Heidelberger Altstadt unser Golfselbstbewusstsein langsam wieder, schließlich liegt nun mehr räumliche Distanz zwischen uns und den minderjährigen Raketen bei den German Boys & Girls Open. Dieser letzte Tag ist tatsächlich viel zu schön, um ihn hier zwischen Touristen, die auf der Jagd nach Sauerkraut und Lederhosen Zwischenstopp machen, zu verbringen.

Baden:
Keine 30 Minuten später hat uns das Navi zum Baden Golf & Country Club gelotst, wo Warren Jacklin in seiner Golfakademie die Schwünge seiner Kunden auf Vordermann bringt. Für Warren ein Leichtes: Als Sohn eines zweimaligen Major-Siegers und viermaligen Ryder-Cup-Captains bekam er den Golfsport buchstäblich in die Wiege gelegt. Wie auch Monty Collins 50 Jahre vor ihm verschlug es ihn der Liebe wegen in den Südwesten Deutschlands, und auch wenn Warren Jacklin keinen Gin brennt, so ist der Wein von den umliegenden Weinbergen doch fantastisch und auch der Golfplatz steht dem in nichts nach. Während in St. Leon-Rot die besten Golferinnen der Welt um die Wette spielen, wird auch bei dir ganz sicher einmal der Golfheißhunger ausbrechen. Hier, nur wenige Autominuten vom Schauplatz des Solheim Cup 2015 entfernt, ist der ideale Ort, diesen Hunger zu stillen. Am nächsten Tag kannst du dann wieder Team Europa zum Sieg brüllen.

 

Golfplätze in der Region

EUROPA-PARK GOLFCLUB RUST

EUROPA-PARK GOLFCLUB RUST

18 Löcher, Par 72, 6.254 m

Adresse
Am Golfpark 1
79336 Herbolzheim-Tutschfelden
Tel. 07643.936.90
www.gc-breisgau.de

Greenfee
60 Euro (werktags)
70 Euro (Wochenende)

Die Kooperation des benachbarten Europa-Park mit dem Golfclub Breisgau gibt Parkgästen neben Achterbahnen, Shows und Gastronomie auch die Möglichkeit, Golf zu spielen. Ein neues Clubhaus bekam der Golfclub ebenfalls spendiert. Auch der 18-Loch-Championship-Course profitiert von diesem Joint-Venture. Die unter der gnadenlosen Sommersonne von Südbaden auf PGA-Tour-Härte ausgetrockneten Fairways und Grüns sind seit dieser Saison erste Sahne.

Killerloch
Das einzig Positive an Loch 12 ist, dass diese Bahn ihre Schwierigkeiten nicht versteckt. 398 Meter von den Back Tees gilt es, stramm bergauf zu bewältigen, links und rechts des Fairways lauert dichter Wald. Auch das Grün ist kaum besser: Eine Welle, die selbst Kelly Slater erfreuen würde, macht den Drei-Putt hier zum Dauergast.
www.gc-breisgau.de

GOLF-CLUB FREUDENSTADT

GOLF-CLUB FREUDENSTADT

18 Löcher, Par 71, 6.631 m

Adresse
Ziegelwäldle 3
72250 Freudenstadt
Tel. 07441.30.60
www.golfclub-freudenstadt.de

Greenfee
55 Euro (werktags)
65 Euro (Wochenende)

Bereits seit 1929 wird hier im tiefsten Schwarzwald Golf gespielt. Der ursprüngliche Siebenlochplatz wurde nach dem Zweiten Weltkrieg als Übungsgelände der Besatzungstruppen genutzt und somit zerstört. Seit 1954 wird hier oben nun wieder Golf gespielt und seit 1992 sogar auf einem 18-Loch-Platz, der, obwohl neun Löcher erst 23 Jahre alt sind, den Charme eines beinahe 90 Jahre alten Clubs versprüht.

Killerloch
Das Signature Hole der Anlage ist ganz klar die 11, ein von einer Schlucht zerklüftetes Par 4. Ein echter Scorekarten-Killer ist allerdings Loch 9, ein 495 Meter langes Par 5 in Halbmondform mit Ausgrenzen auf beiden Seiten.
www.golfclub-freudenstadt.de

GOLF CLUB St. Leon-Rot

GOLF CLUB St. Leon-Rot

18 Löcher, Par 72, 6.541 m

Adresse
Opelstrasse 30
68789 St. Leon-Rot
Tel. 06227.860.83.00
www.gc-slr.de

Greenfee
95 Euro (werktags)
135 Euro (Wochenende)

Die Spielwiese des Solheim Cup 2015 ist Championship Golf in Reinkultur und sollte auf der "Noch zu spielen"-Liste jedes reisefreudigen Golfers ganz weit oben stehen. Auch wenn die Drive-Landezonen auf den meisten Spielbahnen äußerst großzügig sind, musst du ein Taktikfuchs sein, um diesen Platz halbwegs erfolgreich spielen zu können. Ein guter Matchplan allein reicht jedoch noch lange nicht. Lang solltest du schon auch sein.

Killerloch
Loch 5 ist ein derartig Ball fressendes Par 4, dass die Mitglieder des Clubs vor Jahren noch ihren Abschlag in eine völlig andere Richtung, nämlich über Bahn 6 gespielt haben, um dem Wasserhindernis aus dem Weg zu gehen. Eine Ausgrenze hat dieser äußerst gefährlichen Praktik den Garaus gemacht und nun gibt es vor diesem Monster kein Entkommen mehr.
www.gc-slr.de

GOLF CLUB St. Leon-Rot

BADEN GOLF & COUNTRY CLUB Östringen-Tiefenbach

18 Löcher, Par 72, 6.095 m

Adresse
76684 Östringen-Tiefenbach
Tel. 07259.86.83
www.badengolf.com

Greenfee
60 Euro (werktags)
70 Euro (Wochenende)

Sollte es dir beim Solheim Cup spontan in den Fingern jucken, so ist der Baden Golf & Country Club die erste Wahl. Nur wenige Autominuten von St. Leon-Rot entfernt schlängeln sich 18 feine Spielbahnen durch die Weinberge Nordbadens, die an einem sonnigen Spätsommerabend ein bisschen an die Toskana erinnern. Als Teemarker dienen Weinflaschen, sodass niemals die Frage aufkommt, womit der Doppelbogey-Frust nach der Runde heruntergespült werden soll.

Killerloch
Große Richtungspfähle weisen Ortsunkundigen auf Loch 12 den Weg in Richtung Grün und das ist auch nötig, denn diese Bahn ist nicht nur ein hartes Dogleg, sondern verfügt auch über fast so viele Höhenmeter wie eine Bergtappe der Tour de France.
www.badengolf.com

GOLF CLUB St. Leon-Rot

GOLF CLUB St. Leon-Rot

18 Löcher, Par 72, 6.587 m

Adresse
siehe Platz St. Leon

Greenfee
siehe Platz St. Leon

Mit diesem von Hannes Schreiner entworfenen Platz begann 1997 die Geschichte des Golf Club St. Leon-Rot. Schon zwei Jahre später wurde auf Platz Rot die Deutsche Bank/SAP Open ausgetragen, die Tiger Woods zum ersten Mal nach Good Old Germany lockte, und der Superstar gewann seine Premiere standesgemäß. Obwohl der Profizirkus wenige Jahre später auf den Platz St. Leon umzog, ist Rot auch heute noch ein knackiger Test und zählt zu den besten Plätzen der Republik.

Killerloch
Was soll man zu einem 421 Meter langen Par-4-Dogleg sagen? Auf Loch Nummer 15 ärgert sich auch kaum ein Single-Handicapper über ein Bogey - Mund abwischen und weiterspielen. Auf der 16 folgt umgehend eine Birdie-Chance.
www.gc-slr.de

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