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Die angenehmsten Orte der Welt – Teil 2

Gleneagles, Schottland

Von Jan Langenbein

Normalsterbliche mit einem Einkommen von Normalsterblichen sollten sich davon jedoch nicht abhalten lassen, mindestens einmal im Golfer-Leben dieser Kultstätte des britischen Inland-Golfs einen Besuch abzustatten. "Es ist zwar etwas teurer, dafür ist man unter sich", sangen einst Die Ärzte über Sylt, aber auch auf Gleneagles treffen diese Zeilen zu. Mit dem kleinen Unterschied jedoch, dass mit "unter sich" hier in Schottland nicht Snobs mit über die Schulter geknoteten rosa Pullovern gemeint sind, sondern Golfer, die Golf in Reinkultur lieben. Die Preisgestaltung der Übernachtungen und Golfrunden bringt viele von ihnen an ihre Schmerzgrenze, doch jedem Zögernden sei gesagt, dass Gleneagles jedes Pfund wert ist. Wo sonst träfe man ganz zufällig Jack Nicklaus im Fahrstuhl und sitzt wenig später an der "Blue Bar" im Clubhaus nur wenige Meter vom grössten Golfer aller Zeiten entfernt, wie es uns bei unserem letzten Besuch in Gleneagles erging? Diese Bar mit ihren beheizten Ledersofas und dem riesigen offenen Kamin in der Mitte des Raumes trägt ihren Namen, da hier ausschließlich Johnnie Walker Blue Label ausgeschenkt wird, der nobelste und teuerste Blend der in Kilmarnock gegründeten Whiskymarke. Bleibt am Ende des Abends in der Flasche Johnnie Walker Blue Label noch ein Rest, bekommt sie vom Barkeeper ein eigenes Fach zugewiesen und bleibt dort solange verwahrt, bis ihr Besitzer das nächste Mal in Gleneagles vorbeischaut und ihm der Sinn nach einem feinen Tropfen steht.

Die angenehmsten Orte der Welt: Globale Erwärmung: Die Zuschauer beim Skiweltcup trauten ihren Augen nicht
Globale Erwärmung: Die Zuschauer beim Skiweltcup trauten ihren Augen nicht
Doch so grandios das Hotel, so lupenrein der Service und so exzellent die Drinks in Gleneagles auch sein mögen, im Vergleich zu den drei Golfplätzen muss sich all das mit dem Rücksitz begnügen. Lee Trevino meinte einmal, als er seinen Blick über die Szenerie am ersten Abschlag des Kings Course streifen ließ: "Wenn der Himmel mit dem hier mithalten kann, dann kann ich nur hoffen, dass dort für mich schon einige Startzeiten übrig sind." Den zu zehntausenden zum Ryder Cup angereisten schottischen Golf-Fans muss das Herz geblutet haben, als sie sahen, wie vergangenen September ebendiese Bilderbuchspielbahn als Driving Range für die 24 Stars des Kontinentalwettstreits missbraucht wurde. Die Herren McIlroy & Co. freuten sich über diese exquisite Trainingsstätte selbstverständlich ein Loch in den Bauch, denn selbst sie bekommen nicht jeden Tag die Gelegenheit, ihr Aufwärmprogramm auf einer der berühmtesten Teeboxen Schottlands durchzuziehen. Knapp 330 Meter sind es von hier aus bis zum erhöht vor den Golfern liegenden ersten Grün des Kings Course und selbstverständlich versuchte Bubba Watson zum Amüsement der Zuschauer, einen Drive dort hinaufzuprügeln. Er scheiterte spektakulär, denn obwohl dieser Golfplatz beinahe hundert Jahre auf dem Buckel hat, ist keines seiner Löcher ein Spaziergang.

Die angenehmsten Orte der Welt:
Mittlerweile sind die Tribünen und die Zeltstadt des Mega-Events längst abgebaut und die drei Plätze von Gleneagles erstrahlen wieder in ihrer natürlichen Schönheit und erwarten uns Amateurgolfer. Ein Abstecher nach Gleneagles sollte bei keiner Pilgerreise ins Home of Golf fehlen, schließlich braucht es mit dem Auto aus St. Andrews hierher gerade mal eine Stunde. Und auch wer abends noch fahren muss, braucht sich nicht zu grämen, der Whisky wird schließlich für ihn aufbewahrt.

 

Golfplätze in der Region

GLENEAGLES KINGS COURSE

GLENEAGLES KINGS COURSE

18 Löcher, Par 71, 6.208 m

Adresse
Auchterarder
Perthshire PH3 1NF
Tel. +44 800.398.3737
www.gleneagles.com

Greenfee
ab 120 Euro (Hotelgäste)
ab 160 Euro (externe Gäste)

1919 schuf der fünfmalige Open Champion James Braid diese magischen 18 Löcher. Beinahe hundert Jahre später ist der Kings Course immer noch eines der besten Inland-Designs im Vereinigten Königreich, die jeder Golfer einmal genossen haben sollte. Allein schon der herrlich weiche Moorboden ist das Greenfee wert. Nirgendwo machen Divots mehr Spaß.

Killerloch
Loch Nummer 5 ist mit 163 Metern von den Back Tees zwar kein wirklich langes Par 3, ein faktisches Inselgrün ohne einen Tropfen Wasser zu designen ist jedoch ein echtes Kunststück. Wer das Grün verfehlt, egal auf welcher Seite, der kann einpacken.
www.gleneagles.com

GLENEAGLES QUEENS COURSE

GLENEAGLES QUEENS COURSE

18 Löcher, Par 68, 5.454 m

Adresse
Auchterarder
Perthshire PH3 1NF
Tel. +44 800.398.3737
www.gleneagles.com

Greenfee
ab 120 Euro (Hotelgäste)
ab 160 Euro (externe Gäste)

Wer den kürzesten der drei Plätze in Gleneagles aufgrund seiner Länge nicht ernst nimmt, der ist selber schuld. Sean Connery ist der Meinung, dass der Queens der schönste Platz des Resorts ist - und wer möchte schon James Bond widersprechen? Longhitter sind auf dem Queens Course selbstverständlich nicht gefragt. Das Sand-Wedge sollte während einer Runde auf dieser Schönheit allerdings messerscharf sein, denn Bunker sind scheinbar allgegenwärtig.

Killerloch
Der Tee-Shot des Schlusslochs ist der spektakulärste aller 54 Löcher von Gleneagles. In der Ferne lockt das Clubhaus, doch zuvor gilt es, erst noch einen See, pardon, ein Loch zu überwinden.
www.gleneagles.com

GLENEAGLES PGA CENTENARYCOURSE

GLENEAGLES PGA CENTENARYCOURSE

18 Löcher, Par 72, 6.671 m

Adresse
Auchterarder
Perthshire PH3 1NF
Tel. +44 800.398.3737
www.gleneagles.com

Greenfee
ab 120 Euro (Hotelgäste)
ab 160 Euro (externe Gäste)

Natürlich könnte man nun darüber schwadronieren, was sich Jack Nicklaus bei der Platzierung der Bunker gedacht hat oder wie unglaublich der Ausblick vom Fairway der zweiten Spielbahn ist. Doch wichtig ist beim PGA Centenary Course nur eines: Hier wurde den Amerikanern mächtig der Hintern versohlt. Und darum fühlt sich eine Runde hier so gut an.

Killerloch
Solltest du es schaffen, den zweiten Schlag auf Loch 15 wie Jamie Donaldson zum Tap-in Birdie an die Fahne zu legen, dann Hut ab! Dieses Par 4 ist ein echtes Monster.
www.gleneagles.com

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