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Die angenehmsten Orte der Welt

Costa Navarino

Von Jan Langenbein

Nur einen weltrekordverdächtigen Speerwurf vom antiken Olympia entfernt zwischen Mittelmeer und uralten Olivenbäumen entwickelt sich in Griechenland seit 2010 ein Golf-Resort, das beinahe schon ein klein wenig zu perfekt ist, um tatsächlich wahr zu sein.

Tradition oder das Beschwören einer glorreichen Vergangenheit ist ein nicht wegzudenkender Fetisch in der Golfwelt. Je weiter die Geschichte eines Golfclubs zurückreicht und je größer die Turniere waren, die hier stattfanden, umso besser muss der Golfplatz und umso exklusiver der Club sein. So zumindest die grobe Faustregel. Wer schon einmal in Berlin-Wannsee oder auf dem Old Course in St. Andrews auf Birdie-Jagd gegangen ist, wird die Aura der Geschichte mit Sicherheit gespürt haben. Irgendwann während der Runde auf einem dieser beiden Plätze macht sich wohl jeder Golfer einmal kurz Gedanken darüber, wie wohl die Generäle der Alliierten hier zu Beginn des Kalten Kriegs ihre Matches ausgetragen haben oder im Falle von St. Andrews die Schafhirten im 16. Jahrhundert mit Stöcken und ballähnlichen Gebilden durch die schottischen Dünen golften. Die erste urkundliche Erwähnung von Golf in St. Andrews stammt aus dem Jahr 1552. Das ist beeindruckend, aber kein Vergleich zur Sporttradition, die Messenien auf dem Peloponnes zu bieten hat. Bereits 700 vor Christus traten hier junge Männer bei den Olympischen Spielen in Wettkämpfen gegeneinander an, und glaubt man den Zeichnungen auf Amphoren und Wandbildern, sahen sie alle aus wie auf direktem Wege der Davidoff-Blue-Water-Werbung entsprungen. Die alten Griechen haben hier zugegebenermaßen kein Golf gespielt, denn bis unser aller Lieblingssport olympisch wurde, sollten noch gut 2.600 Jahre ins Land ziehen. Nichtsdestotrotz ist es leicht, sich auch in Costa Navarino den Wind der Geschichte um die Nase wehen zu lassen; alles, was man dafür tun muss, ist, das Gelände des Resorts zu verlassen. Das antike Olympia liegt schließlich nur 70 Kilometer Luftlinie entfernt.

Die angenehmsten Orte der Welt: Steht wie eine Eins: Statue in Griechenland
Steht wie eine Eins: Statue in Griechenland
Costa Navarino mit seinen mittlerweile zwei Hotels und zwei Golfplätzen ist die Vision des griechischen Reeders Vassilis Konstantakopoulos, der mit seinen Schiffen im vergangenen Jahrhundert ein immenses Vermögen anhäufte und am Ende seines Lebens einen großen Teil davon in die touristische Entwicklung seiner Heimat Messenien investierte. Dabei hatte er glücklicherweise keine Bettenburgen wie an anderen Stellen des Mittelmeers im Sinn, sondern eine authentische und nachhaltige Form des Tourismus. Captain Vassilis, wie er hier von den Einheimischen immer noch respektvoll genannt wird, erlebte noch die Eröffnung des von Bernhard Langer entworfenen Dunes Course 2010, bevor er im Januar 2011 verstarb.

Mit Costa Navarino brachte er nicht nur eine bis dahin in einem relativen Dornröschenschlaf liegende Region in Griechenland auf die touristische Landkarte, sondern begründete auch eine neue Sporttradition in seinem Heimatland: Golf. Denn die Beziehung zwischen Griechenland und Golf war bis dahin eine eher traurige. Obwohl die verschiedenen Landschaften hier am Mittelmeer unzählige grandiose Golfplätze bereits in sich tragen und das Klima über jeden Zweifel erhaben ist, lassen sich die wirklich guten Golfanlagen in Griechenland an einer Hand abzählen. Wahrscheinlich hängt es damit zusammen, dass die Griechen lieber Fußball und Basketball spielen oder dass es hier zu keinem Zeitpunkt der Geschichte einen nennenswerten britischen Einfluss gab. Zwei dieser Handvoll guter Golfplätze liegen jedenfalls in Costa Navarino.

Die angenehmsten Orte der Welt: Bruder von Lotto-Lothar: Vapiano-Rolf
Bruder von Lotto-Lothar: Vapiano-Rolf
Um Platz für die Fairways des Dunes Course zu schaffen, mussten Hunderte uralte Olivenbäume weichen. Diese wurden jedoch nicht einfach plattgemacht, sondern in einem extrem aufwendigen und teuren Versuch, die ursprüngliche Landschaft, so gut es ging, zu erhalten, umgebettet und säumen nun die 18 Spielbahnen. Dass der Platz über teuflisch knifflige Grüns verfügt, wird geschickt von den atemberaubenden Ausblicken auf das Mittelmeer kaschiert, die jedem Spieler ab der zweiten Spielbahn präsentiert werden. Gesteigert wird diese optische Opulenz von der Tatsache, dass hier - für einen Resort-Platz ganz untypisch - keine protzigen Ferienhäuser die Fairways flankieren, sondern weit und breit lediglich das Resort zu sehen ist. Nichts lenkt vom Golfspiel ab und spätestens am Abschlag von Bahn 6, wenn eine Entscheidung getroffen werden muss, ob dieses kurze Par 4 nun mit dem Drive attackiert werden soll oder nicht, hat dieser Golfplatz garantiert jeden Spieler fest im Griff.

Beim ersten Besuch in Costa Navarino empfiehlt sich, die Reihenfolge der Plätze anhand ihres Alters festzulegen: Wenn der Dunes Course eine optische und spielerische Augenweide ist, dann bietet der Ende 2011 eröffnete Bay Course am nächsten Tag ein zweites "Wow!"-Erlebnis, denn dieser Golfplatz ist, was seine optischen Qualitäten angeht, nicht von diesem Planeten. Robert Trent Jones jr. bekam hier ein Stück Land zur Verfügung gestellt, wie es selbst Architekten seiner Güteklasse nicht allzu oft erleben, und gab sich sichtlich alle Mühe. "Der Bay Course wurde aus der Erde und den Felsen des griechischen Landes geformt, ganz so wie auch die Marmorstatuen der Antike", sinnierte der Schöpfer dieser Schönheit bei ihrer Eröffnung. Was er damit meinte, wird bereits auf der Driving Range deutlich, die förmlich einem Berg abgetrotzt wurde, und auch die Felswände auf Loch 2 und Loch 10 sprechen eine deutliche Sprache.

 

WOHNEN

The Westin Resort Costa Navarino
Die 445 Zimmer und Suiten des "Westin Resort" bieten allen erdenklichen Luxus und in den meisten Fällen auch einen sagenhaften Ausblick auf das Ägäische Meer. Wer etwas tiefer in die Tasche greift, bekommt sogar noch einen eigenen Infinity Pool dazu. Nötig ist dieser allerdings nicht wirklich, denn der kilometerlange Sandstrand direkt vor der Tür ist natürlich jedem Pool vorzuziehen. Nicht nur Wassersportler und Golfer kommen hier auf ihre Kosten, es stehen auch Mountainbikes, ein Indoor-Basketballplatz, Tennisplätze und viele weitere Sportmöglichkeiten zur Auswahl. Wer lieber faul sein möchte, zieht sich einfach in das riesige "Anazoe Spa" zurück. Bedenkt man aber die fantastische, alles andere als leichte griechische Küche, klingt Sport doch nach der richtigen Wahl.
www.westincostanavarino.com

Die extreme Topografie des Platzes macht es leider unvermeidbar, dass jeder Flight mit Golfcarts auf die Runde gehen muss, trotzdem bleibt während der teilweise weiten Wege zwischen den einzelnen Spielbahnen genügend Zeit, die einfach unglaublichen Ausblicke auf die Bucht von Pylos zu genießen. Dann ist jedoch sofort wieder volle Konzentration gefragt, denn mag der Bay Course auf der Scorekarte auch zahm wirken, die Realität sieht anders aus. Auf Loch 9, einem klassischen Trent-Jones-Par-3, wird deutlich, was gutes Platzdesign ausmacht, von beinahe einfach anzuspielenden bis schlichtweg unmöglichen Fahnenpositionen ist hier alles möglich.

Golfplätze in der Region

Dunes Course

Dunes Course

18 Löcher, Par 70, 5.638 Meter

Adresse
Navarino Dunes
Costa Navarino 24001
Tel. +30 2723.090200
www.costanavarino.com

Greenfee
ab 65 Euro (Saisonabhängig)

Sieben Jahre ist der Dunes Course erst alt, aber dank Hunderter steinalter Olivenbäume, die die Fairways säumen, wirkt es beinahe, als würde dieser Platz schon seit der Antike Golfer glücklich machen. Wie es sich für einen Resort-Platz gehört, bietet der Dunes Course alle Möglichkeiten: Vordere Tees lassen hohe Handicaps genauso viel Spaß haben, wie die Back Tees Scratch-Golfer und Profis fordern. Lediglich die Grüns sind für alle gleich knifflig.

Killerloch
Gleich am ersten Loch macht Bernhard Langer deutlich, dass das hier kein Spaziergang wird. Bunker mit haushohen Wänden verteidigen das Grün des 395 Meter langen Par 4. Birdies sind hier Mangelware.
www.costanavarino.com

Bay Course

Bay Course

18 Löcher, Par 71, 5.760 Meter

Adresse
Navarino Dunes,
Costa Navarino 24001
Tel. +30 2723.090200
www.costanavarino.com

Greenfee
ab 65 Euro (Saisonabhängig)

Es gibt wenige Golfplätze auf diesem Planeten, die ähnlich geniale und opulente Aussichten bieten wie der Bay Course, denn mindestens ein halbes Dutzend Spielbahnen haben ohne jeden Zweifel GolfPorn-Potenzial. Mit etwas über 5.700 Metern ist dieser Platz alles andere als lang, geschenkt wird der Score aber keineswegs: Die oft dramatischen Höhenunterschiede erfordern eine ganze Menge Erfahrung und Platzkenntnis.

Killerloch
Loch Nummer 5 ist ein Par 3 wie aus dem Bilderbuch. Für gute Golfer ein einfacher Schuss Richtung Fahne, doch im Sommer können die Spielzeuge der Multimillionäre, die in der Navarino-Bucht rechts des Grüns vor Anker liegen, leicht für Ablenkung sorgen.

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