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Schottland – Teil 2

Da geht was!

Von Rüdiger Meyer, Fotos: Rüdiger Meyer & PR

Weil eine Golfrunde in Schottland viel schneller rum ist als in Deutschland, habe ich bis zum Dinner noch etwas Zeit. Doch wohin? Denn außer Golf hat East Lothian nur wenige Attraktionen zu bieten. Also mache ich mich auf den Weg Richtung England. In nur einer Stunde ist die Grenze erreicht und nach kurzen Abstechern zu einigen Schlössern finde ich mich plötzlich mit dem Auto im Wattenmeer wieder. Denn die Straße zur Holy Island of Lindisfarne führt mitten durch die Nordsee und ist nur bei Ebbe befahrbar. Ein Blick auf den Tidenkalender zeigt mir, dass nicht viel Zeit bleibt, und so mache ich mich schnell wieder auf den Weg zurück ins "Duck's Inn".

Schottland: Wenig kreativ: Bond-Bösewichten gehen die Behausungen ausSchottland: Wenig kreativ: Bond-Bösewichten gehen die Behausungen aus
Wenig kreativ: Bond-Bösewichten gehen die Behausungen aus

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WER ES DOCH LIEBER ETWAS PREISWERTER HÄTTE, MUSS SICH AUF DIE SUCHE NACH EINEM MITGLIED MACHEN, UND DAS IST GAR NICHT SO SCHWER.
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Als ich Malcolm am Abend bei einem vorzüglichen Tasting Menu in seinem Restaurant erzähle, dass ich lieber 110 Pfund für North Berwick West als 120 Pfund für Gullane #1 ausgeben würde, schaut er mich entgeistert an. "North Berwick ist gut, aber das ist doch kein echtes Golf. Die letzten Löcher sind ein Witz!", protestiert er. So unterschiedlich sind die Geschmäcker, denn genau das ist es, was den Platz für mich so besonders macht. Nahezu jedes einzelne Loch auf den Back Nine ist so einzigartig, dass es noch lange in Erinnerung bleibt.

Dass die Back Nine so viel besser sind, liegt auch an ihrer Nähe zum Wasser. Die ersten drei Löcher spielen an der Nordsee entlang, die danach erst wieder an der 11 ins Spiel kommt. Dazwischen warten einige klassische, unterhaltsame Links-Löcher mit der 7 als Highlight, dessen großes, onduliertes Grün direkt hinter einem Burn liegt. Ab der 12 jagt dann jedoch ein Sensationsloch das nächste. Es beginnt mit einem clever gestalteten Dogleg, dessen Grün den schönsten Ausblick auf die Nordsee und den Bass Rock bietet. Die "The Pit" genannte 13 hat ein Grün, das ich vom Fairway über eine Mauer anspielen muss. Die 14 besitzt ein extrem welliges Fairway und einen blinden Schlag ins Grün.

Schottland:

VORBILDFUNKTION


Bahn 15 ist schließlich zur Vorlage für unzählige Golflöcher geworden. Das Grün des "Redan" genannten Par 3 fällt von rechts nach links und von vorne nach hinten ab. Und die 16 besitzt nach einem Schlag über eine Mauer und über einen Bach eines der verrücktesten Grüns, die ich jemals gesehen habe. Denn im Grunde sind es zwei umgedrehte Teetassen, die durch eine mächtige Senke getrennt werden. Die 17 besitzt schließlich ein erhöhtes Grün, das von einem schützengrabenähnlichen Bunker verteidigt wird. Und die 18 ist ein drive-bares Par 4, das aufs Clubhaus zuspielt und mich dank des Parkplatzes auf der rechten Seite kurz überlegen lässt, ob ich auch die Raten für meine Haftpflichtversicherung gezahlt habe.

Schottland: Völlig übertrieben: Der Weg zum Back Tee ist kein Spaziergang
Völlig übertrieben: Der Weg zum Back Tee ist kein Spaziergang
Und das zeichnet Golf in Schottland aus. Statt auf glatt gebügelten monotonen Plätzen zu spielen, findet man in East Lothian Golf mit Charakter. Vielleicht auch deshalb erfreut sich hier das historische Hickory Golf einer großen Beliebtheit. Als ich sehe, wie viel Spaß die Jungs mit ihren antiken Holzschlägern und Plus-Four-Hosen haben, möchte ich es auch einmal probieren. Und tatsächlich: Mitten in Gullane findet sich mit dem "Jack White Hickory Golf Shop" ein Laden, der sich darauf spezialisiert hat - betrieben von einem Deutschen. Seit April hat sich Weltenbummler Boris Lietzow hier verewigt. Jedoch habe ich ein Handicap: Schläger für Linkshänder hat er nicht auf Lager. Also muss die Hickory-Runde bis zum nächsten Mal warten.

Denn ich komme auf jeden Fall zurück. Schließlich habe ich nur einen Bruchteil der Plätze gespielt. Und Kontakt mit Renaissance-Mitgliedern kann man nicht genug haben. Schließlich hat Jerry Savardi dem Golfer in Chief Trump noch etwas voraus: Er ist Mitglied in Augusta. Wer weiß, wozu das noch nutzen könnte?

 

Golfplätze in der Region

GULLANE # 1 Golf Club

GULLANE # 1 Golf Club

18 Löcher - Par 71 - 6.258 m

Adresse
West Links Road,
Gullane, EH31 2BB
Tel. +44 (0)1620.842255
www.gullanegolfclub.com

Greenfee
ca. 137 Euro (wochentags) ca. 172 Euro (Wochenende)

Der Golfer, der auf einen Hügel stieg und von einem Berg herunterkam, so lässt sich die Runde auf Gullane #1 am besten beschreiben. Zwar ist der Gullane Hill nur 42 Meter hoch, aber spätestens bei der dritten Besteigung wirkt er wie der Kilimandscharo. So wie der Platz sich auf und ab bewegt, macht es auch die Qualität der Golflöcher. Aufregenden Strecken wie von der 5 bis zur 7 folgen immer wieder etwas langweilige Abschnitte. Wer hier spielt, sollte am besten gleich 36 Löcher einplanen. Denn für 25 Pfund mehr darf man an einem Tag neben #1 auch den nahezu gleichwertigen #2 spielen.

Killerloch:
Mit 411 Metern von den Back Tees ist die 5 bereits auf der Scorekarte ein harter Brocken. Aber dann führt der zweite Schlag auch noch den Gullane Hill hinauf. Mahlzeit!
www.gullanegolfclub.com

NORTH BERWICK Golf Club

NORTH BERWICK Golf Club

18 Löcher - Par 71 - 5.949 m

Adresse
Beach Road,
North Berwick, EH39 4BB
Tel. +44 (0)1620.895040
www.northberwickgolfclub.com

Greenfee
ca. 126 Euro (April bis Oktober)

Ein einzigartiges Golf-Erlebnis: Wellige Fairways, exzentrische Grüns, wilde Bunker und ungewöhnliche Hindernisse. Wie der Old Course in St. Andrews hat der West Links von North Berwick unzählige Golfplatz-Architekten inspiriert. Man muss kein Fachmann sein, um zu verstehen warum. Ist die Runde beendet, brennt man regelrecht darauf, noch mal zu spielen um sicherzustellen, dass das Ganze kein Traum war.

Killerloch
Mit 345 Metern Länge sieht die 16 zuerst nach einem simplen Loch aus. Aber zumindest bei Gegenwind muss man den Drive vor dem Burn im Fairway ablegen, wodurch der Schlag in das irre Biarritz-Grün nahezu unmöglich ist. Und das Spiel ums Grün wird durch die Senke in der Mitte auch nicht gerade leichter.
www.northberwickgolfclub.com

RENAISSANCE Golf Club

RENAISSANCE Golf Club

18 Löcher, Par 71, 6.678 m

Adresse
Cowden Hill Drive
Dirleton, North Berwick, EH39 5HS
Tel. +44 (0)1620.850901
www.trcaa.com

Greenfee
auf Anfrage

Nach einer Woche in Schottland hat man eins satt: das rundherum von einer Handvoll Topfbunkern verteidigte Par 3. Im Renaissance Club aber zeichnen sich gerade die Par 3 durch ihre erfrischende Vielfalt aus. Architekt Tom Doak weiß wie kaum ein anderer, wie man den One-Shotter aufregend gestaltet. Das Greenfee für die "One Time Experience" ist zu hoch, aber wer mit einem Mitglied draufkommen kann, sollte sich die Chance nicht entgehen lassen.

Killerloch:
Die 410 Meter lange 14 kann die zwei tödlichsten Topfbunker der Anlage vorweisen. Vorsicht!
www.trcaa.com

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