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Road Trippin' – Teil 2

Tagesausflug nach Paris

Von Jan Langenbein, Fotos: Mike Meyer

EINE LANGE NACHT


"Was soll ich ins Navi eingeben?", möchte Mike wissen, als ich frisch geduscht und im Deutschlandtrikot zurück zum Auto komme. Die Mannschaft spielt zwar erst morgen gegen den Gastgeber, aber es kann nicht schaden, in der Höhle der Löwen heute schon Flagge zu zeigen. "Keine Ahnung. Champs-Élysées?", lautet meine ignorante Antwort und keine 90 Minuten später, der Pariser Verkehr ist die Hölle, stecken wir mitten im Fegefeuer des apokalyptischen Kreisverkehrs um den Triumphbogen. Ein wenig subtiler Supersportwagen in knalliger "Hey, schaut mich an!"-Lackierung mit deutschen Kennzeichen gepaart mit einem Fahrer in einem deutschen Nationalmannschaftstrikot am Vorabend eines EM-Halbfinales Frankreich vs. Deutschland ist an diesem Ort Freiwild. Als wir das Dutzend überschritten haben, hören wir auf, die uns verabreichten Mittelfinger zu zählen, und da es für mich in Französisch reihenweise Fünfen in der Schule hagelte, verstehe ich nicht, was all die Moped- und Lastwagenfahrer in unserer Richtung brüllen. "Herzlich willkommen!", ist es jedenfalls nicht, so weit gehen meine Französischkenntnisse dann doch.

Road Trippin': Högschde Konzentration: 175.000 Euro einzuparken ist kein KinderspielRoad Trippin': Högschde Konzentration: 175.000 Euro einzuparken ist kein Kinderspiel
Högschde Konzentration: 175.000 Euro einzuparken ist kein Kinderspiel
Als wir uns schweißgebadet vor dem "Café de l'Esplanade" im Schatten des Invalidendoms im 7. Arrondissement in eine beeindruckende Horde von Ferraris und Lamborghinis einreihen, können wir, als der Kellner endlich unsere Kaffees gebracht hat, live eine der größten Stärken unseres AMG GT S beobachten. Direkt neben einem Aventador und einem 458 wird deutlich, welch optische Wucht der neue Supersportwagen aus Affalterbach ist. Dass die sanften und doch äußerst maskulinen Kurven dieses Wagens einen gelungenen Kontrast zur italienischen Eckigkeit bilden, sehen offenbar nicht nur wir so, denn eine spontane Zählung der Selfies, die Passanten mit den drei Autos machen, gewinnen wir mit unserem AMG in zweistelliger Höhe. Und auch die Schmach, wie beim Vorgänger SLS durch Flügeltüren einsteigen zu müssen und dabei wie die übelsten Aufschneider auszusehen, bleibt uns hier im Herzen der Stadt der Lichter glücklicherweise erspart. Ohne Aufsehen zu erregen starten wir in Richtung Public Viewing.

Road Trippin': Galgenhumor: der Moment, in dem man merkt, dass man den Spielplan falsch gelesen hat
Galgenhumor: der Moment, in dem man merkt, dass man den Spielplan falsch gelesen hat
Einem Ausflug zur Spitze des Eiffelturms, vier Sicherheitsschleusen, die selbst chinesische Grenzkontrollen leger erscheinen lassen, und Problemen bei der Getränkeausgabe sei Dank schaffen wir es erst Mitte der ersten Halbzeit vor den gigantischen Videoscreen unter dem Eiffelturm, wo mein Deutschlandtrikot mehr Aufsehen erregt, als ich mir hätte träumen lassen. Siegessichere Portugiesen lassen nicht locker, einen Sieg von Jogis Jungs im morgigen Halbfinale zu fordern. Ihr Wunschgegner im Finale ist klar. Luis aus Porto macht mir gerade mit einer sexuell äußerst anzüglichen Szene klar, was er sich morgen von der deutschen Nationalmannschaft im Umgang mit den Franzosen wünscht, da schießt Nani das 2 : 0 für Portugal. Die Menge flippt vollkommen aus und wir beschließen, dass es nun an der Zeit ist zu gehen, denn Luis erreicht gerade erst Betriebstemperatur.

Road Trippin':
Als wir vier Stunden und 45 Minuten und zahllose Red-Bull-Dosen später wieder an der deutschen Grenze ankommen, bleiben uns für die verbleibenden 135 Kilometer noch 45 Minuten, um die 24-Stunden-Frist dieses Tagesausflugs nicht zu reißen. Könnte unser AMG GT S das schaffen? Natürlich könnte er das. Mit Leichtigkeit. Doch wir beschließen, Baden-Württemberg schlafen zu lassen, und schieben die zehn Minuten Zeitüberschreitung auf die verstopften Pariser Ausfallstraßen. Luis sollte am folgenden Abend genauso sauer sein wie wir. Am Sonntag dagegen wird er mit seiner Portugalfahne allerdings im siebten Himmel schweben.

 

Golfplätze in der Region

CHÂTEAU D'AUGERVILLE

CHÂTEAU D'AUGERVILLE

18 Löcher, Par 72, 6.230 Meter

Adresse
Place du Château
45330 Augerville-la-Rivière
Tel. +33 238.32.12.07
www.chateau-augerville.com

Greenfee
50 Euro (Mo.- Fr.)
66 Euro (Sa. & So.)

Man muss schon einiges von Architektur verstehen, um ein englisches Schloss von einem französischen Château unterscheiden zu können und in Augerville sicherzugehen, dass man sich tatsächlich in Frankreich und nicht in England befindet. Der Parkland-Platz hat den Vibe eines altehrwürdigen englischen Golfplatzes an sich, und wenn dann am späten Abend auch noch ein Fuchs aus dem dichten Wald aufs Fairway gerannt kommt, ist die Illusion perfekt.

Killerloch
Loch Nummer 4 ist ein Par 5, das einige Anläufe erfordert, bevor man versteht, wie dieses Loch zu spielen ist. Die Kurzform der Strategie: Driver stecken lassen und auch später nicht den Helden spielen.
www.chateau-augerville.com

LE GOLF NATIONAL L'Albatros

LE GOLF NATIONAL L'Albatros

18 Löcher, Par 72, 6.718 Meter

Adresse
2 Avenue Golf
78280 Guyancourt
Tel. +33 130.43.36.00
www.golf-national.com

Greenfee
150 Euro

Kurz vor der Open de France in diesem Jahr wurde der Albatros-Platz nach den Umbauten für den Ryder Cup 2018 wiedereröffnet und ist seither noch biestiger als zuvor. Allerdings auch hübscher, denn der perlweiße Bunkersand ist eine optische Wucht. Jeder, der etwas auf seinen Golfschwung hält, sollte einmal hier gespielt haben und sich den Hintern versohlen lassen. Sobald man den Score nicht mehr beachtet, ist eine Runde hier einen Heidenspaß.

Killerloch
Es gibt hier mindestens zehn Löcher, die eine Scorekarte zerstören können. Am unauffälligsten und doch tödlichsten ist die 17: keine Bunker, kein Wasser und doch ein knüppelhartes Par 4!
www.golf-national.com

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