Featured StoriesFeatured Stories

Alberto

'Hosen sind Architektur am Körper' - Interview Marco Lanowy

Von Rüdiger Meyer, Fotos: Alberto

Bei Alberto hat Marco Lanowy zusammen mit drei weiteren Geschäftsführern die Hosen an. Im Interview schaut er zurück auf die Anfänge im Golf-Bereich und voraus auf eine neue Trendsetter-Generation.

Alberto gibt es seit mehr als 100 Jahren. Wie kam es, dass man sich 2004 plötzlich entschieden hat, in den Golfmarkt zu gehen?
Wir haben uns immer schon mit Funktionsstoffen beschäftigt, darunter war ein Material namens Ceramica, das auch in Nordamerika verkauft wurde. Alex Cejka hat sich damals unsere Alberto-Hosen gekauft, weil er das Material so toll fand. Wir haben ihm dann Hosen zur Verfügung gestellt und festgestellt, dass er im ersten Jahr 133 Hosen abgerufen hat. Damals hatten wir von Golf gar keine Idee. Unsere Themen waren Fashion, Alltag und Funktionalität. Wir sind dann nach Amerika, haben uns autodidaktisch angeschaut, was für Golfer die Herausforderungen sind, und daraus eine Golfhose entwickelt.

Wie schnell kam der Erfolg damit?
Ursprünglich wollte sie keiner haben. [lacht] Als die Ersten dann aber die Funktionalität festgestellt hatten und wir das erste Mal auf der damaligen Golf Europe waren, sind wir mit 400 neuen Händlern von der Messe gegangen. Das war der Durchbruch zur Marktführerschaft bei Herren-Golfhosen und seit zehn Jahren ja auch für Damen.

Die ersten Golfhosen waren farblich sehr auffällig. Was war die Idee dahinter?
Golf ist ja eine Sportart mit einem sehr großen Regelwerk. Wenn du aus deinem Job auf den Golfplatz kommst, kannst du nicht deinen Frust rausschreien. Womit kannst du dich also laut machen, ohne gegen die Etikette zu verstoßen? Mit Farbe. Damit haben wir, was die Kleidung angeht, aus meiner Sicht tatsächlich den Golfsport revolutioniert. Wir haben da was geöffnet. Auch wenn man bedenkt, dass wir mit Alex Cejka damals das Turtleneck entwickelt haben, das extra noch von der PGA Tour genehmigt werden musste. Und heute hat so etwas alles eine Selbstverständlichkeit.

In der Architektur gibt es den Leitspruch "Form follows function". Wie sieht das bei Hosen aus? Wo ist da die Priorität?
Das eine schließt das andere ja nicht aus. Hosen sind Architektur am Körper. Über eine Anpassung des Produkts kann ich der Funktionalität einen Vor- oder Nachteil verschaffen. Das heißt, Form kreiert eigentlich Funktionalität. Wir entwickeln beispielsweise auch permanent neue Garne.

Was können diese neuen Garne?
Ein großer Fokus liegt auf der Atmungs- und Klimaaktivität. Wir stellen keine Schutzkleidung her und dürfen daher nicht "UV-beständig" aufs Siegel schreiben, aber aus den dafür verantwortlichen Garnen entsteht auch eine Farbbeständigkeit. Wenn die Sonne auf eine Baumwollhose scheint, entstehen auf dem Oberschenkel bis zu 80 Grad Celsius. Und wenn man dort seine schwitzigen Hände abwischt, lässt das Salz oft die Farben vergilben. Bei den neuen Materialien hat man das nicht mehr. Hinzu kommt: Je besser die atmungsaktive Kleidung ist, desto besser kann der Körper atmen. Und wenn der Körper besser atmet, hat man bessere Laktatwerte und spielt besser.

Alberto: Ein Look, so wie man den Ball treffen will: clean
Ein Look, so wie man den Ball treffen will: clean

»
WIR HABEN EINE COMMUNITY, IN DER DER SOHN, DER VATER UND DER GROSSVATER, VIELLEICHT SOGAR DER ENKEL, UNSER PRODUKT TRAGEN UND SICH DARIN AUCH MODERN FÜHLEN.
«

Was sind neben Deutschland die wichtigsten Märkte für Alberto?
Skandinavien, die Benelux-Staaten und die Schweiz, würde ich sagen, Länder mit hohem Qualitätsanspruch. Aus den USA haben wir uns ziemlich zurückgezogen, weil es kein Qualitätsmarkt ist, sondern vom Outlet-Gedanken lebt. Wir betreiben keine Outlets und wollen wertige Märkte ansprechen.

Heute gibt es den Trend zur Wegwerf-Mode. Wie geht Alberto damit um?
Man muss ein wenig die Balance finden zwischen dem eigenen USP und der Fashion. Um uns herum gibt es sehr viele Pop-up-Marken, die sich auf Fashion konzentrieren, aber das sind oftmals One-Hit-Wonder. Unsere Idee ist es, Schnitte zu kreieren, von denen man die nächsten fünf bis sieben Jahre etwas hat, weil das auch unsere Nachhaltigkeitsidee ist. Ich habe jüngst bei der BMW International Open in einem Liegestuhl gesessen und mir mit einer Kollegin explizit die Hosen angeschaut und uns sind Hosen aufgefallen, die mehr als 20 Jahre alt waren und die immer noch gut aussahen. Auf so etwas ist man schon stolz.

Da eben schon das magische Kürzel USP fiel: Was ist der USP von Alberto?
Das Erste, was ich von Bekannten immer höre, wenn ich sie frage, ist: "Eure Hosen sind so wahnsinnig bequem." Also, unser Unique Selling Point ist, dass wir eine bequeme Hose sind, und das wird unterstützt durch Schnitt und Funktionalität.

Seit diesem Sommer habt ihr die neue "Golf Youngster"-Linie etabliert. Was ist der Gedankengang dahinter?
Wir haben eine Community, in der der Sohn, der Vater und der Großvater, vielleicht sogar der Enkel, unser Produkt tragen und sich darin auch modern fühlen. Wir haben beobachtet, dass in verschiedenen Ländern, nehmen wir zum Beispiel mal Island, eine interessante Bewegung angestoßen wurde. Wenn man sich mal anguckt, in welchen Altersgruppen die größten Zuwächse sind, sind die in der Altersgruppe 14/16/18. Und dann kommt hinzu, dass diese Zielgruppe von 16 bis 35 Jahren - eigentlich von 25 bis 35, aber ich ziehe die 16-Jährigen mal mit dazu - einen Marktanteil von 35 Prozent hat.

Ist das die Zielgruppe für die "Youngster"-Kollektion? Oder ist sie für alle, die sich irgendwie jung fühlen?
Genau das. Es gibt eine Gruppe, für die es im Kern gedacht ist, aber alle anderen können sich natürlich auch darin wohlfühlen. Das ist für uns das Wichtigste.

Wie unterscheidet sich der Geschmack der Jüngeren von ihrer Eltern-Generation?
Wenn man mal schaut, wie diese Zielgruppe tickt, ist das fast schon wieder konservativ. Erstaunlicherweise trägt beispielsweise die Zielgruppe ab 35 Jahren viel lieber Farbe als die Jüngeren. In unserer Kampagne haben wir mit Sebastian Fauter einen jungen Nachwuchsgolfer als Model, der ist richtig klassisch. Wenn er bei uns Hosen anfragt, dann welche mit weiteren, geraden Schnitten: Hosen, mit denen wir vor über 20 Jahren gestartet sind, die jetzt aber wieder trendy sind.

 
Steckbrief

Steckbrief

Name
MARCO LANOWY

Jahrgang
1968

Wohnort
RHEIN-KREIS NEUSS

Lieblingsteam
FORTUNA DÜSSELDORF

Homepage
ALBERTO-PANTS.COM

Featured Stories