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Bal.On Smart Kit

Wo drückt der Schwung?

Von Jan Langenbein

Seit August ist Continental ein Player im Golfmarkt und bietet mit dem Bal.On Smart Kit eine echte Revolution in Sachen Trainings-Tools an. Denn dank dieser Hightech-Einlegesohlen können nun auch Amateure die Bodenreaktionskräfte ihrer Schwünge mit genauen Druckpunkten messen und verstehen. PGA-Pro Jens Mundhenke hat Bal.On mitentwickelt und weiß ganz genau, was das System kann.

Was kann Bal.On aus Sicht des Golflehrers bieten, was andere Trainings-Tools nicht können?
Unsere Sensoren können zusammen mit der App einen Teil des Golfspiels aufzeigen, den der Golfer selbst nicht sehen kann: die Bodenreaktionskräfte. Um diesen Aspekt des Schwungs bislang zu untersuchen, musste man in ein Sportlabor oder zu einem PGA-Professional gehen, der über eine Kraftmessplatte verfügt. Unsere Sensoren können nun im Schuh die vertikalen Kräfte messen, die im Verlauf eines Golfschwungs aufgebaut werden. Und das zu einem attraktiven Preis, denn frühere Systeme, die dieselben Daten lieferten, waren nicht nur stationär, sondern auch deutlich teurer.

Kann ein Golfer mit Handicap 18 mit den Daten, wie er sein Gewicht im Schwung verlagert, etwas anfangen und ohne Hilfe eines Pros für sein Training nutzen?
Für die Interpretation der Daten ist die Bal.On App zuständig und verteilt Scores für verschiedene Aspekte des Schwungs. Auch ohne Lehrerfahrung bekommt jeder Golfer gesagt, welche Aspekte seines Bewegungsablaufs gut sind und wo Optimierungsbedarf besteht. Dazu gibt es dann einfache Trainingsempfehlungen mit Videos, die garantiert jeder Golfer versteht. Die App liefert also einen Einstieg in das Thema Bodenreaktionskräfte, mit denen ein qualifizierter Trainer dann zusammen mit seinen Schülern arbeiten kann. Die Druckverteilung im Set-up hat direkten Einfluss auf die Qualität des Schlags und das Timing der Druckspitze beeinflusst die Schlägerkopfgeschwindigkeit und Schlaglänge. Das Erste kann mit unserem System sehr einfach verbessert werden, Zweiteres ist natürlich mit etwas Aufwand verbunden. Doch wie überall gilt: ohne Fleiß kein Preis.

Bal.On Smart Kit:
Ist die App als Interface mit dem Golfer das Herzstück des Systems?
Genau. Die App gibt basierend auf dem Druck, den die Sensoren der dünnen Einlegesohlen während des Schwungs messen, und auf dem Video, das zeitgleich mit dem Smartphone oder dem Tablet aufgenommen wird, Trainingsempfehlungen. Die Software erkennt automatisch jeden Teil des Schwungs anhand des Videos und kann so den Bewegungsablauf mit den gemessenen Druckdaten perfekt synchronisieren.

Wie bist du zu Bal.On gekommen?
Ich bin PGA-Professional und habe meine Ausbildung in St. Leon-Rot gemacht. Danach habe ich sieben Jahre im Golfclub Hannover den gesamten weiblichen Leistungsbereich betreut. Als ich den Diplom-Trainerschein hatte, stolperte ich zur gleichen Zeit über die Stellenanzeige bei Continental, die einen Sportwissenschaftler mit Golfexpertise suchten. Das hat mich sofort neugierig gemacht und so bin ich zu dem Projekt gestoßen, das damals noch in der Entwicklung war.

Was konntest du als Golflehrer zur Entwicklung eines sehr techniklastigen Trainings-Tools beitragen?
Als ich vor zwei Jahren zum Team kam, war die technische Entwicklung der Sohle und der App bereits zu etwa 55 Prozent auf dem Stand, wie wir es jetzt auf dem Markt haben. Es fehlte im Team jedoch an Golf-Know-how. Es wurde ein Fachmann gebraucht, der die Daten interpretieren und in einen echten Mehrwert für Golfer aller Spielstärken übertragen konnte.

Wie definiert ihr die Zielgruppe für Bal.On?
Uns war von Beginn an wichtig, dass das Bal.On-System nicht nur ein Produkt für Golflehrer oder Amateur-Golfer ist, sondern für beide Gruppen gleichermaßen. Bei der Entwicklung der App war daher Abwägungsarbeit nötig, wie tief man in die Daten eintauchen kann, um den Pros alles zu liefern, was sie für effektives Training mit ihren Schülern brauchen, aber auch Amateur-Golfer nicht mit zu vielen Daten zu überfordern. Ich denke, hier haben wir die goldene Mitte getroffen.

Bal.On Smart Kit:
Wie ging es mit Bal.On bei einem Konzern, der bisher nichts mit Golf zu tun hatte, los? Und welche im Konzern vorhandenen Technologien konntet ihr bei Continental nutzen?
Angefangen hat alles mit einem Team, das sich Gedanken gemacht hat, was man mit im Continental-Konzern vorhandenen Technologien und Wissen alles für den Golfsport machen könnte. Das war ein richtiges Startup innerhalb eines großen Technologiekonzerns. Als Laie denkt man bei Continental ja eher an Reifen und Gummiverarbeitung. Aber Continental baut mehr oder weniger ganze Autos, mal abgesehen von der Karosserie und dem Motor. Alles, was an Oberflächen in einem Auto vorhanden ist, die Sensortechnik, die Displays, die Software, aber auch Assistenz- und Frühwarnsysteme, werden bei Continental entwickelt und produziert. Es ist ein großer Technologiekonzern mit Fokus auf die Automobilindustrie.

Als Golflehrer hast du unzählige Schwünge von Wochenendgolfern gesehen. Was sind deiner Meinung nach die häufigsten Fehler, die euer System aufzeigen und verbessern kann?
Ganz klar die Gewichtsverteilung in der Setup-Position. Hier haben viele Golfer zu wenig Gewicht auf dem vorderen Fuß. Sehr oft sehe ich auch die Tendenz, dass zu viel Gewicht auf den Hacken lastet. Aus dieser Position lässt sich einfach keine Kraft generieren. Ganz wichtig ist auch zu sehen, wo die Kraftspitze eines Golfschwungs liegt. Gerade bei Amateuren entlädt sich diese maximale Kraft oft nach dem Treffmoment, was natürlich nicht sein sollte. Solche Probleme kann Bal.On messen und sichtbar machen.

Wie sieht das Feedback auf der Tour aus? Gibt es Profis, die euer System nutzen?
Ja, die gibt es. Auf der Tour kommt uns vor allem zugute, dass unser System so portabel und überall schnell zu nutzen ist. Wenn ein Profi sein Timing oder die Gewichtsverteilung in bestimmten Phasen des Schwungs überprüfen möchte, muss er nun nicht mehr ins Labor, sondern kann das unkompliziert auf der Range oder sogar auf der Trainingsrunde tun.

 
JENS MUNDHENKE

JENS MUNDHENKE

PGA Golf Professional, staatl. geprüfter Diplom-Trainer und Experte für Bodenreaktionskräfte.

Alter:
39 Jahre

Wohnort:
Bad Oeynhausen

Lieblingsteam:
Borussia Dortmund

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