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Ben Parker

Biss ins hohe Alter

Von Patrice Schumacher, Fotos: Titan Golf

Rost, rasiermesserscharfe Grooves oder extrem weicher Carbonstahl - es gibt viele Philosophien, mit denen Entwickler Wedges mehr Spin verpassen wollen. Der ehemalige Tour-Pro Ben Parker geht mit seinen Kollegen von Titan Golf einen ganz eigenen Weg und die Jungs haben so ein paar andere drängende Probleme der Wedge-Technologie gleich mitgelöst.

Was hat dich auf die Idee gebracht, dich während deiner aktiven Profikarriere an einer Firmengründung zu beteiligen?
Ehrlicherweise habe ich mich vor knapp zehn Jahren ausschließlich mit meinem Golfspiel beschäftigt, während mein WG-Mitbewohner neben seinem Jurastudium-Ideen gesammelt hat, um unseren Sport noch interessanter zu gestalten. Nach der Beratung mit einem seiner guten Freunde, der einer der führenden Köpfe im Bereich der Oberflächentechnologien ist, wurde die Idee verfeinert und mir präsentiert. Da ich mich seit Kindesalter am liebsten mit dem kurzen Spiel beschäftige, durfte ich sogar umgehend testen.

Was ist technologisches Alleinstellungsmerkmal eurer Wedges?
Das ist unser in Hamburg entwickeltes Verfahren für die Beschichtung von Schlagflächen. Eine geheime Materialzusammensetzung wird mithilfe eines Hightech-Brenners auf mehr als 5.000 Grad Celsius erhitzt und mit enormer Geschwindigkeit auf die Schlagfläche eines Wedges geschossen. Durch die extrem hohe Temperatur und Geschwindigkeit verbinden sich die Partikel mit der Schlagfläche und erzeugen so eine gleichmäßige raue Oberfläche, die sich garantiert nicht abnutzt - unsere Coatings. Die Schlagfläche ist dadurch im Moment des Ballkontakts nicht nur griffiger, sondern auch deutlich härter und somit haltbarer.

Kannst du von deiner allerersten Erfahrung mit der neu entwickelten Schlagflächenbeschichtung berichten?
Es war ein nasser Tag im Winter, die Fairways auf der Trainingsanlage erinnerten mehr an Rough und ich habe unserem Erfinder extra eines meiner alten Wedges für das Experiment in die Hand gedrückt, da ich vor dem ersten Ballkontakt nichts Außergewöhnliches erwartet habe. Allerdings wusste ich bereits nach einigen Schlägen, dass meine anderen Wedges auch dran glauben müssen: Jeder Schlag hatte trotz der Bedingungen deutlich mehr Spin als üblich und der Schlagfläche hat man auch nach stundenlangem Training keine einzige Abnutzungsspur angesehen.

Ben Parker: Grüner wird's nicht: RB-2 Wedge im Stealth Look
Grüner wird's nicht: RB-2 Wedge im Stealth Look

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Die Zielsetzung unseres Start-ups war von Anfang an, Golfer aller Spielstärken gleichermaßen mit den Wedges anzusprechen. Die enormen Spin-Werte sind sozusagen ein Nebenprodukt unseres Performance-Coatings.
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Hast du dich im Anschluss direkt mit der Entwicklung des Produkts beschäftigt?
Ich hatte durch mein intensives Training und die wöchentlichen Profiturniere kaum Zeit und auch unser Geschäftsführer Jürgen steckte mitten in seinem Studium. Erst vor zwei Jahren sind wir richtig durchgestartet und haben mit zwei neuen Teammitgliedern die Titan Golf GmbH gegründet, Produkte kontinuierlich verbessert und das Fitting-Angebot schnell ausgebaut. Nun liegt unser Fokus erst mal in Deutschland, bevor wir langfristig unsere Alleinstellungsmerkmale auch in Amerika ausspielen wollen. Dafür waren wir schon dieses Jahr auf der PGA Show in den USA, um den besten Schlägerfittern der Welt unsere Innovation vorzustellen.

Zum Beginn der Saison habt ihr mithilfe deiner Expertise auch neue Wedges designt und auf den Markt gebracht. Was unterscheidet eure RB-2 Milled Wedges vom Vorgänger?
Mir ging es vor allem darum, die Schläger deutlich variabler zu gestalten, damit Spieler nicht aus übermäßig vielen Bounce- und Lie-Optionen wählen müssen. Durch die neu abgeschliffene Hacke bieten die Wedges auch mit einer geöffneten Schlagfläche eine sehr hohe Treffsicherheit, was in deutlich weniger Fehlschlägen resultiert. Die neue Form der Leading Edge trägt ebenfalls dazu bei, die Schläger einfacher spielbar zu machen, ganz davon abgesehen, dass die geradere Leading Edge auch deutlich sportlicher aussieht.

Das bedeutet, die neuen Wedges sprechen Golfer aller Handicap-Klassen an?
Ja. Die Zielsetzung unseres Start-ups war von Anfang an, Golfer aller Spielstärken gleichermaßen mit den Wedges anzusprechen. Die enormen Spin-Werte sind sozusagen ein Nebenprodukt unseres Performance-Coatings. Und dass sich alle Golfer über Wedges freuen, die sehr gut aussehen, leicht zu spielen sind und nicht jährlich ausgetauscht werden müssen, um sich auf konstante Ballflüge verlassen zu können, ist sowieso Fakt.

Ben Parker: Arbeiterklasse: Testsession im Blaumann
Arbeiterklasse: Testsession im Blaumann
Würdest du sagen, dass sich dein kurzes Spiel durch eure Wedges verbessert hat?
Da ich nicht mehr jeden Tag stundenlang auf dem Golfplatz stehe, leidet die Leichtigkeit sicherlich ein wenig. Aber trotzdem bin ich ums Grün auch wegen des hohen Spin-Vermögens deutlich variabler und mit den neuen Wedge-Eigenschaften noch weniger auf gute Balllagen angewiesen.

Spezialisiert ihr euch langfristig ausschließlich auf Wedges oder kannst du von anderen Plänen berichten?
Wir haben schon seit längerer Zeit einen durch 3-D-Druck entwickelten Putter im Sortiment, beschäftigen uns jedoch hauptsächlich mit der stetigen Verbesserung unserer Wedges. Allerdings sind wir inzwischen so weit fortgeschritten, dass man über ein Eisenangebot nachdenken könnte. Die Motivation ist auf jeden Fall gegeben.

Wo können Titan-Golf-Schläger getestet werden?
In den vergangenen Jahren haben wir viele Demo-Tage quer durch Deutschland angeboten, was in dieser Saison leider nur eingeschränkt möglich ist, aber auf jeden Fall wieder zeitnah aufgenommen wird. Inzwischen hat aber auch nahezu jedes große Fittingcenter von Schleswig-Holstein bis Bayern unsere Wedges und verfügt über die Kompetenzen, um den richtigen Schläger zu empfehlen. Selbst wenn Interesse daran besteht, sich im Spanienurlaub unsere Wedges fitten zu lassen, ist das an fünf Standorten ebenfalls möglich.

 
Ben Parker

Ben Parker

Jahrgang 1987
Wohnort: Köln
Profi seit: 2007 (Hcp. +5)
Beste Runde: -10
Heimatclub: Royal Birkdale
Lieblingsverein: FC St. Pauli

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