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Stephen Malbon

Kein Sport für alte Männer

Von Tim Sothwell, Fotos: Aaron Miller

Stephen Malbon liebt Golf viel zu sehr, als dass er es den alten weißen Männern und ihrem orangenen Anführer überlassen würde. Wir haben den Golf-Fashion-Visionär in Pebble Beach getroffen und über die Zukunft des Sports geplaudert.

Stephen Malbon kommt dem idealen Interviewpartner wirklich sehr nahe. Malbon will die Welt verändern und zwar durch Golf. Golfmode, um genau zu sein. Darauf angesprochen strahlt er eine Leidenschaft aus und brennt derart für seine Passion, dass man Angst haben muss, sich zu verbrennen.

Kaum jemand im Golf-Business ist besser vernetzt als er. Wenn er dich noch nicht kennt, liegt es wahrscheinlich daran, dass du dich noch nicht mit ihm getroffen hast. Millionär oder rappende Ex-Knackis, da macht er keinen Unterschied. Was er will, ist, die Welt für das großartigste Spiel zu öffnen.

Sein Mode-Label Malbon Golf hat nach seinem Launch 2017 eingeschlagen wie eine Bombe. Aus seinem Hauptquartier an der Fairfax Avenue in Los Angeles, einem Hotspot der Surf- und Skate-Kultur, heraus hat er es geschafft, selbst die hippsten aller SoCal-Hipster für seine Golfmode zu begeistern. Klarer Fall: Dieser Typ ist ganz nach unserem Geschmack.

Stephen Malbon:

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FINDET MEIN SIEBENJÄHRIGER SOHN WIRKLICH GOLF COOL? DAS IST DIE WAHRE MISSION, IHN DAVON ABZUHALTEN, DAS SPIEL AUF EIS ZU LEGEN. ICH HABE 20 JAHRE LANG NICHT GEGOLFT UND VERSUCHE, IHN VOR DIESEM FEHLER ZU BEWAHREN.
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GolfPunk: Du bist so etwas wie unser Held, jemand, von dem wir glauben, dass er großen Einfluss nehmen kann, um einen Unterschied zu machen und im Golf Gutes zu bewirken.
Stephen Malbon: Wunderbar.

GP: Kann Golf die Welt verändern?
SM: Sicher, natürlich. In vielerlei Hinsicht kann Golf die Welt verändern, weil ich glaube, dass die Menschen, die an den Schaltstellen der Macht sitzen, Golf spielen.

GP: Und wie beeinflussen wir diese Menschen?
SM: Durch Golf! Durch Menschen, die versessen aufs Golfen sind, und Menschen, die sich nach oben arbeiten, jede Lektion aufsaugen und ihrer Vision folgen, es vom öffentlichen Golfplatz bis zum Mitglied in einem der besten Golfclubs des Landes zu schaffen, richtig? Es geht darum rauszufinden, wie man sich ein Netzwerk aufbaut und Leute findet, die für einen bürgen, Schulterschluss schafft mit denen, die den Schlüssel in der Hand halten.

GP: Golf macht dich zu einem besseren Menschen?
SM: Ja, aber sicher! Mein Freund Schoolboy Q wohnt mittlerweile hier in Pebble Beach. Er ist in L.A. in der Hoover Street aufgewachsen. Das ist Gangmilieu und viele aus der Gegend gingen in den Knast. Er allerdings wurde Musikstar und hat viel Geld gemacht und nun ist er besessen vom Golf.

GP: Glaubst du, dass viele Golf-Labels den Fokus zu sehr auf die technischen Aspekte der Golfbekleidung legen?
SM: Ich glaube, dass die Pros wirklich fantastische Athleten sind. Und um ein fantastischer Athlet zu sein, musst du trainieren, dich fit halten, ordentlich essen, du brauchst einen Trainer, der Körper wird zum Tempel. Athleten trainieren eben meistens in Sportbekleidung. Natürlich kannst du jeden Profi nehmen und in ein Outfit stecken, er wird vermutlich das gleiche Ergebnis schießen. Aber für den Durchschnittsgolfer hat der technische Aspekt nicht die große Bedeutung, es sei denn, du bist in Oregon oder sonst wo und willst dich vor den Witterungsbedingungen schützen.

GP: Also, welche Rolle spielt nun Malbon Golf, das Spiel für eine jüngere Generation attraktiver zu machen?
SM: Ich bin mir nicht sicher. Jeder Tag ist ein neuer Tag und jeder Tag ist spannend, bietet verschiedenste Möglichkeiten. Wir bringen die verschiedensten Menschen zusammen. Noch mal zu Schoolboy Q, er ist hier in Pebble Beach. Er redet gern von Energien. Wenn du jemanden triffst, gibst du deine Energien weiter, und umgekehrt. Also sagt er sich, dass er in einem Umfeld voller schlechter Energie aufgewachsen ist, und heute spielt er Cypress Point mit einem 21-jährigen Fan und seinem Vater. Der besitzt ein riesiges Haus in Pebble Beach und kann Cypress Point nun für den Rest seines Lebens spielen. Also, wenn man Cypress einmal pro Monat spielt, wie sollte das Leben da nicht beeinflusst werden, oder?

GP: Okay, aber ich denke schon auch, dass er ja bereits eine privilegierte Ausgangslage hatte und sich somit Zugänge dieser Art ermöglichen lassen, oder?
SM: Nein, nein, er ist einfach versessen auf Golf. Wenn du verrückt genug bist, wirst du immer einen Weg finden, nach Pebble Beach zu kommen, und du wirst Poppy Hills spielen. Und du wirst immer irgendjemanden treffen. Und wenn du ganz verrückt bist, fängst du irgendwo als Caddie an, und plötzlich mag dich eines der Clubmitglieder. Und ehe du dich's versiehst, sitzt du zu Thanksgiving in seiner Villa und baust am Ende ein Business mit seinen Kindern auf. Natürlich kannst du auch bei McDonald's oder sonst wo arbeiten und nach drei Jahren kriegst du dann eine Gehaltserhöhung von fünf Dollar, wenn du Glück hast. Oder aber du ziehst los und wirst Caddie in einem fantastischen Country Club und dann triffst du dort auch die richtigen Menschen. Es ist eine Einstellungssache! Denke nicht schlecht von denen, sie werden es auch nicht tun. Du bist ihr Kamerad und sie werden sich Hunderte Male vor dir blamieren. Als Caddie lässt sich beinahe mehr aus dem Golfsport ziehen denn als Spieler.

GP: Was, glaubst du, geht den Millennials so durch den Kopf, wenn sie das erste Mal auf eine Golfanlage kommen? Ich habe mal Sandy Jones, den ehemaligen Chef der PGA, interviewt und gefragt, was das Schlimmste am Golf sei. Seine Antwort: "Wenn du einem Golfclub beitrittst, ist das Erste, was passiert, dass dir gesagt wird, was du alles nicht darfst!"
SM: Ja, Golf ist merkwürdig, wirklich seltsam. Wenn ich zum Beispiel ein Video von mir bei Instagram poste, das Cap verkehrt herum, bekomme ich Reaktionen wie ,Setz die Mütze ordentlich auf', ,Zieh die Hose hoch!', ,Warum beeinflusst du junge Menschen, sich so zu kleiden, und zeigst dem Spiel gegenüber solch eine Respektlosigkeit?' Meine Antwort: "Wenn ein Kind seine Mütze nicht falsch herum tragen kann und sich sorgen muss, ob sein Shirt in der Hose bleibt, dann wird es wohl kaum mit dem Golfen anfangen." Und dann macht es klick und es herrscht Einverständnis.

Stephen Malbon: Stephen Malbon:
GP: Also hat Sandy recht, dass die Fülle an Regeln abschreckend wirkt?
SM: Nun ja, es ist keine Einbahnstraße. Natürlich muss den Kids beigebracht werden, warum es was mit Anstand zu tun hat, die Mütze vom Kopf zu nehmen, wenn man in einen Country Club kommt. Oder warum man sich zurücknimmt, wenn du von Älteren umgeben bist, die ihr halbes Leben im Club verbracht haben. Du kannst einfach nicht so mit ihnen reden, wie du es mit deinen Freunden machst, oder etwa nicht?

GP: Das ist doch einer der tollen Aspekte am Golf, dass du auch mit Leuten spielst, die um einiges älter sind als man selbst.
SM: Genau das ist das großartig Demokratische am Golf. Wenn du zum ersten Abschlag gehst, denken deine Spielpartner sonst was von dir wie etwa, dass du ein cooler Typ bist, ein erfolgreicher Geschäftsmann oder was auch immer. Nach zwei Löchern und zwei fürchterlichen Gurken ins Unterholz ist das aber vorbei und man begegnet sich auf Augenhöhe.

GP: Wie bist du eigentlich zum Golf gekommen?
SM: Also, ich habe Tennis in Virginia Beach gespielt, dort bin ich aufgewachsen. Surfen, Skateboarding und so weiter. Allerdings lebte ich auch auf einer Schweinefarm, war Enten jagen, habe mit Waffen herumhantiert und all den anderen Kram. Aber ja, im Prinzip ging es mit Tennis los und dann bekam ich einen Job auf einer Golfanlage: die Bälle von der Range einsammeln, die Golfcarts waschen, alles, was an solchen Dingen auf einem Golfplatz anfällt. Also begann ich auch, Golf zu spielen - ich wollte, dass die Älteren, die dort arbeiteten, mich mochten. Und ich fing an, das Spiel wirklich zu lieben. Irgendwann, so mit zwölf Jahren, nahmen die Pros auf der Anlage von mir Notiz. Doch dann, so mit 15, hatten einige meiner Freunde plötzlich ihr erstes eigenes Auto und ich habe aufgehört zu spielen.

GP: Ist es das, worum es bei Malbon Golf geht: die Kids bei der Stange zu halten?
SM: Ja, ich habe einfach so aus dem Nichts mit Golf aufgehört und jahrelang nicht gespielt. Und das bereue ich wirklich sehr, da mir so eine Menge guter Golfjahre verloren gegangen sind. Also wollte ich was tun, damit es anderen nicht so geht.

GP: Was ist denn deiner Meinung nach des Beste am Golfspiel?
SM: Golf ist auf vielen Ebenen fantastisch. Klar, Golf ist schwer, sehr schwer. Du musst den Fokus finden, du kannst dir keine anderen Gedanken erlauben als die an den nächsten Schlag. Wenn ich vier Stunden auf der Runde bin, versuche ich, drei davon mit entspannenden Gedanken zu verbringen: Oh, wie schön ist die Zypresse! Schau mal, der Vogel! Schau mal hier, schau mal da! Einfach Spaß mit Freunden haben, die guten Schläge feiern, verstehst du, was ich meine? Zu sehen, wie der Ball auf dem Grün landet und zurückspinnt. Oder aus schwierigen Lagen zu entkommen und das vor den Freunden, mit denen du nebenbei Wetten laufen hast. Ich liebe das! Es ist unmöglich, in der Situation an die Operation meines Hundes zu denken, an den Kindergarten, Rechnungen oder Ähnliches, nicht beim Golf.

GP: Gehst du gern allein auf die Runde? Ich genieße das manchmal sehr!
SM: Dazu fehlt mir die Zeit, gerade weil auch mein siebenjähriger Sohn spielt. Ich weiß, er liebt es, wenn ich ihn mitnehme. Aber das mache ich gern. Nur er und ich auf dem Golfplatz. Fantastisch!

GP: Gibt es andere Mode-Label, die Golfklamotten anbieten, die dir gefallen?
SM: Ich werde Ralph Lauren immer lieben. Und ich mag technische Raffinessen sowie die Regenklamotten von Galvin Green etwa. Nikes Golfsortiment ist klasse. Adidas produziert super Golfwear, ich denke da an The Adipure. Und nicht zuletzt Lyle & Scott. Die Geschichte und Herkunft des Labels sind großartig und das Adler-Logo ist absolut ikonisch. Dass wir Lyle und Malbon zusammenführen konnten, war absolute klasse.

GP: Von außen betrachtet werden dich einige sicher als Golf-Snob wahrnehmen.
SM: Es könnte mir nicht egaler sein, was Leute über meine Outfits denken. Golf-Snob, im Ernst? Ich weiß nicht. Wenn jemand so etwas denkt, dann reden die Leute zumindest über mich. Aber dreht es sich dabei um das, was ich trage oder was ich beruflich mache? Oder beides? Soll ich ein Snob sein, weil ich keine öffentlichen Golfplätze spiele? Weil ich mit Berühmtheiten spiele? Das mache ich, um verdammt noch mal sicherzustellen, dass mehr Leute, wie Schoolboy Q oder Eric Austin mit ihren sieben Millionen Followern, von denen so gut wie niemand Golf spielt, Golf-Content posten. Die glauben, dass Golf snobistisch, elitär und unnötig sei. Das gilt es zu ändern.

GP: Was ist der Plan für Malbon Golf? Kannst du einen Ausblick für die nächsten drei oder vier Jahre geben?
SM: Es gab überhaupt keine Erwartungen, als ich mit Golf begann. Dann hörte ich mit 15 auf zu spielen. Findet mein siebenjähriger Sohn wirklich Golf cool? Das ist die wahre Mission, ihn davon abzuhalten, das Spiel auf Eis zu legen. Ich habe 20 Jahre lang nicht gegolft und versuche, ihn vor diesem Fehler zu bewahren. Und das bedeutet eben, dass ich Golfmode mache. Justin Bieber und Justin Timberlake stehen zum Beispiel zu ihrer Liebe für den Golfsport und tragen sie offensiv nach außen. Vielen Profi-Skateboardern, die ich kenne, ist es dagegen beinahe peinlich, dass sie so gerne Golf spielen. Für sie ist Golf ja das Unpunkigste, was man sich vorstellen kann. Wenn wir an dieser Haltung in den nächsten Jahren mit Malbon Golf etwas verändern können, dann haben wir eine Ganze Menge erreicht.

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