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Die angenehmsten Orte der Welt

Das Achental

Von Jan Langenbein

Zwischen Chiemsee und den Bayerischen Alpen lockt seit wenigen Jahren ein Golf-Resort, dessen Sirenengesang bis nach Kalifornien tönt. Höchste Zeit, dem Achental einmal einen Besuch abzustatten.

Obwohl der Wiesn-Kater von gestern offensichtlich gerade noch abklingt, ist die sechsköpfige Reisegruppe aus San Francisco hörbar hin und weg, als sie die Terrasse im Das Achental zum ersten Mal betritt. Mit "Oh look, how pretty!" und "My gosh, that's gorgeous!" bleiben keine amerikanischen Small-Talk-Plattitüden aus und es werden eifrig Fotos geknipst, bevor mit den einladenden Lounge-Möbeln unter Sonnenschirmen vorliebgenommen wird. Wir lassen uns währenddessen am Tisch nebenan den vorzüglichen Clubhaus-Burger schmecken, schließlich sind die ersten 18 Löcher des Tages bereits absolviert. Inspiriert von so viel plötzlicher Euphorie lassen dann aber auch wir noch einmal den Blick über die imposante Szenerie der Chiemgauer Alpen schweifen. Zwar haben wir gerade erst bei absolutem Kaiserwetter in dieser traumhaften Landschaft im Schatten der 1.669 Meter hohen Kampenwand Golf gespielt, doch dabei neigt man leider viel zu oft zum Tunnelblick, vor allem wenn die Anreise zu einem solch traumhaften Fleckchen Erde nur eine kurze Autofahrt erfordert. Die Gäste aus Übersee dagegen sind zum ersten Mal in Bayern und so kann dieses Stückchen Bilderbuch-Deutschland, wie es ungefiltert jede Imagebroschüre und jeden Landschaftsbildband schmücken könnte, noch seine volle Wirkung entfalten.

Als die Erklärungsversuche der Mittagskarte seitens der Bedienung - offenbar ist der Flammkuchen in Kalifornien gänzlich unbekannt - erfolgreich abgeschlossen sind, kommen wir mit der Sechsergruppe ins Gespräch. Ihre "Marstall VIP"-Bändchen an den Handgelenken lassen keinen Zweifel daran, wo sie gestern eine Maß nach der anderen genossen haben. Auf dem Weg zu einer Hochzeit in Österreich wollte man sich das Oktoberfest natürlich nicht entgehen lassen - verständlich! - und Freunde aus San Francisco hätten Das Achental als perfekten Zwischenstopp empfohlen. Kaum zu glauben, dass sich die Kunde dieses Fünfsterne-Resorts und seiner Golfanlage bereits bis an die amerikanische Westküste herumgesprochen hat. Jedenfalls scheinen die sechs absolut glücklich mit ihrer Wahl zu sein, denn mittlerweile stehen die Flammkuchen auf dem Tisch und aus einem zögerlichen "Wow, how cute …" wird nach den ersten Bissen schnell: "Oh God, that's sooo delicious!"

Die angenehmsten Orte der Welt: Von führenden Pros empfohlen: Training vor der Fototapete
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MASTERMIND HINTER DER GESAMTEN ANLAGE IST DIETER MÜLLER, DER SEIT 2000 MIT SEINER KETTE MOTEL ONE DIE EUROPÄISCHE HOTELLANDSCHAFT KRÄFTIG DURCHWIRBELT.
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Auf uns wartet unterdessen die zweite Startzeit des Tages. Wir wünschen erfolgreiches Ausnüchtern und schlendern zum keine 200 Meter von der Hotellobby entfernten ersten Abschlag an der Driving Range vorbei. Die dort zu akkuraten Pyramiden gestapelten Vice-Bälle - so viel Lokalpatriotismus muss sein -, machen selbst Golfern, die zum ersten Mal im Resort Das Achental zu Gast sind, sofort deutlich, dass diese Anlage in Sachen Pflegezustand und Detailverliebtheit beim Service in der absoluten Champions League spielt. Die Rasenabschläge der Range haben genauso wie das angeschlossene HIO-Fitting-Studio Turnierniveau, und landet der erste Drive dann hoffentlich auf dem einladend breiten ersten Fairway, gleicht der Weg zum Ball einem Gang über einen nagelneuen Teppich.

Golfplatzarchitekt Thomas Himmel hat diese 18 Löcher vor etwas mehr als zehn Jahren im bayerischen Voralpenland gebaut. Da sich der erste Abschlag nur unweit der kleinen Ortschaft Grassau befindet, kann man sich ausmalen, wie schwierig es gewesen sein muss, die nötigen Hektar Weide- und Wiesenland zusammenzukaufen. Ganz offensichtlich wollte sich nicht jeder Landbesitzer von seinem Eigentum trennen und so schlängeln sich die 18 Spielbahnen in Form eines großen C durch die saftigen bayerischen Wiesen, was zu einem äußerst abwechslungsreichen Golf-Erlebnis führt. Wenn der Blick auf die Scorekarte noch nicht überzeugt hat, dürfte selbst mittleren Handicaps nach den ersten vier Löchern klar werden, dass man sich im Achental ruhig an die Backtees wagen darf, denn mit gerade einmal 5.835 Metern ist dieser Platz alles andere als ein Monster. Auf diesen 18 Spielbahnen steht der Golfgenuss in einer Bilderbuchlandschaft im Vordergrund, was nicht bedeutet, dass einige Schläge wie zum Beispiel der Abschlag auf Loch 14 oder der Schuss ins 18. Grün nicht auch gestandene Single-Handicapper ins Schwitzen bringen könnten. Zum Konzept, allen Golfern eine einladende Anlage zu bieten, gehören zudem die grünen Junior-Tees, von denen auch Kinder ohne Platzreife in Begleitung von erwachsenen Golfern bei übersichtlicher Platzauslastung spielen dürfen.

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Mastermind hinter der gesamten Anlage ist Dieter Müller, der seit 2000 mit seiner Kette Motel One die europäische Hotellandschaft kräftig durchwirbelt und mit mehr als 80 Häusern und über 630 Millionen Euro Jahresumsatz zu den erfolgreichsten Hoteliers des Kontinents zählt. Und auch im zugegeben in einer anderen Preiskategorie als Motel One angesiedelten Achental spürt man den legeren Vibe, den Müllers Erfolgsrezept ausmacht. Deshalb wirkt das Fünfsterne-Luxusresort mit seiner Sternegastronomie, dem Golfplatz und einem Wellness-Tempel keineswegs wie ein Fremdkörper im ländlichen Chiemgau, sondern fügt sich nicht zuletzt wegen seiner ebenso authentischen wie hochwertigen und gemütlichen Inneneinrichtung harmonisch ins bayerische Idyll ein.

Zum Rundum-sorglos-Paket, das das Resort Das Achental seinen Erholung suchenden Gästen bietet, gehört auch die zwischen dem zehnten Grün und dem elften Abschlag gelegene "Seehütte10", die von den Mitarbeitern im Pro-Shop nicht ohne Stolz als das wohl schönste Halfway-Haus Deutschlands angepriesen wird. Eine Übertreibung ist das nicht, denn diese Mischung aus Alpenhütte und Bootshaus direkt am größten See der Anlage ist tatsächlich einzigartig. Wie zum Beispiel auf südafrikanischen oder japanischen Golfanlagen ist hier ein zehnminütiger Boxenstopp "vorgeschrieben" und angesichts der gemütlichen Strandliegen auf der Sonnenterrasse und des exzellenten kulinarischen Angebots fällt diese kurze Pause bei den meisten Golfern freiwillig länger aus als nur zehn Minuten. Die Lage der "Seehütte 10" führt aber auch zu der lokalen Schrulligkeit, dass Kurzangebundene im Pro-Shop des Achental kein Neunloch-, sondern folgerichtig ein Zehnloch-Greenfee lösen können.

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Nach 16 gespielten Löchern passiert man die "Seehütte10" noch einmal, was bei Runden am späteren Nachmittag oder am frühen Abend ein wahrer Segen ist, denn so lässt sich das Feierabendbier nicht nur vorziehen, sondern auf den letzten beiden Löchern zumindest noch teilweise abarbeiten. Vernünftigerweise verzichten wir an diesem späten Septembernachmittag auf das große Kuchenangebot, schließlich haben wir im Hotel einen Tisch reserviert, und auch auf das Glas Champagner, das hier auf jeden Golfer wartet. Für solche verfrühten Feierlichkeiten ist der bis dahin zusammengehaltene Score einfach zu gut und möchte zu Ende gespielt werden.

Nach 36 selbstverständlich gelaufenen Löchern - der Platz im Achental weist schließlich nicht mehr und nicht weniger Höhenmeter aus als der Old Course - lassen wir einen traumhaften Golftag in der Vinothek ausklingen. Denn so verlockend das Angebot eines mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichneten Gourmetrestaurants auch sein mag, nach mehr als 15 Kilometern Fußmarsch und ein paar Golfschlägen zu viel ist die dort angebotene Pizza genau das Richtige. Aus Sicht eines Hanseaten befinden wir uns schließlich schon beinahe in Italien.

Als wir am nächsten Morgen kurz vor der Abreise zwei unserer neuen Bekannten aus Kalifornien am Frühstücksbuffet bei den Weißwürsten wiedertreffen, sehen beide deutlich erholter aus als am gestrigen Mittag. "Wir fahren morgen weiter nach Salzburg. Und was sind eure Pläne?", möchten sie wissen. "Wir sind auf dem Weg nach Rom zum Ryder Cup", lautet meine Antwort. "Oh really? Good for you! But you know we're gonna whoop your ass!" Das wäre wohl der richtige Moment gewesen, um "California Dreamin'" anzustimmen ...

 
Wohnen

Wohnen

DAS ACHENTAL
In den 1950ern noch ein kleiner Reiterhof, entwickelte sich diese Herberge südlich des Chiemsees in den 1980er Jahren zu einem großen Sporthotel, das in den vergangenen Jahren von Grund auf saniert und renoviert und um einen 2.000 Quadratmeter großen Wellness-Bereich erweitert wurde. Die 179 Zimmer und Suiten mit Größen von 18 bis 90 Quadratmetern lassen, egal in welcher gebuchten Kategorie, keine Wünsche offen. Auch kulinarisch ist mit sechs Restaurants und Bars, darunter der mit zwei Michelin-Sternen prämierte Fine-Dining-Tempel "es:senz", für alle Vorlieben und Geschmäcker im Resort Das Achental gesorgt. www.das-achental.com

Golfplätze in der Region

Das Achental Golf

Das Achental Golf

18 Löcher, Par 72, 5.835 Meter

Adresse
Mietenkamer Str. 65
83224 Grassau im Chiemgau
Tel. +49 (0)8641.401717
www.das-achental.com

Greenfee
95 Euro (Mo.-Do. Resort-Gast), 125 Euro (Fr.- So. Resort-Gast), 110 Euro (Mo.-Do. Tagesgast), 145 Euro (Fr.- So. Tagesgast)

Mit dem Bau dieses Platzes wollte Architekt Thomas Himmel nicht Scratch-Golfer bis aufs Äußerste reizen oder sogar einen potenziellen Austragungsort für ein Profiturnier erschaffen, sondern Urlaubern und Tagesgästen Golfrunden voller traumhafter Aussichten auf das bayerische Voralpenland und mit möglichst wenig Stress servieren. Die perfekt gepflegten 18 Löcher sind deshalb für Golfer aller Güteklassen gut zu meistern und warten mit dem wahrscheinlich schicksten Halfway-Haus der Republik auf. Geschenkt gibt es im Achental den persönlichen Best Score aber nicht, schließlich kommen auf der Hälfte der 18 Spielbahnen nennenswerte Wasserhindernisse ins Spiel. Schludrigkeit bei den Abschlägen wird im Chiemgau deshalb beinahe so hart bestraft wie in Sawgrass.

Killerloch
Mit nur 341 Metern von den Backtees sollte Bahn 13 eigentlich keine allzu großen Probleme darstellen, würde nicht der Moosbach diese Spielbahn genau dort durchschneiden, wo vernünftige Golfer ihren Drive ablegen möchten. Bleibt nur die Wahl zwischen einem Hero-Drive oder einem Eisen vom Tee, was einen äußerst unangenehmen zweiten Schlag zur Folge hat.
www.das-achental.com

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