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Die angenehmsten Orte der Welt

Heritage Golf Club

Von Rudi Schaarschmidt, Fotos: Jean-Bernard Adoue (1), Rude Schaarschmidt (2), PR (4)

Mit der Eröffnung seines zweiten 18-Loch-Championship-Kurses beheimatet der Heritage Golf Club jetzt zwei DP-World-Tour-Golfplätze. Anfang Dezember wurde der erste Links-Kurs im Indischen Ozean eröffnet, was den La Réserve nicht nur deshalb einzigartig macht.

Manch einer mag verwundert die Augenbrauen gehoben haben, als Marcel Siem seinen Wohnsitz im vergangenen Jahr nach Mauritius verlegt hat. Genauer: in eine der Villen des Heritage Golf Resort. Nachdem ich zur Eröffnung des neuesten Golfplatzes auf Mauritius einige Tage dort verbringen durfte, kann ich den fünfmaligen Toursieger total verstehen. Nicht selten fällt im Zusammenhang mit dieser Gegend das Wort "paradiesisch." Besonders häufig wird es von Golfern verwendet, denen in wenigen Drive-Längen Entfernung zwei Traumwiesen zur Verfügung stehen. Entsprechend gut gelaunt gesellt sich Marcel Siem zum Frühstück der Golfjournalisten und hält hier und da einen entspannten Plausch. Bei angenehmen 26 °C, herrlichem Sonnenschein sowie Palmen, Pool und Meeresrauschen im Hintergrund. Im Dezember. Geht schlechter.

Natürlich ist Siem auch Ehrengast bei der stimmungsvollen Eröffnungszeremonie des neuen Platzes, die nach einigen Einweihungsreden und Danksagungen mehr und mehr in eine coole Party bei Fingerfood und Musik übergeht. Jonathan Menteath, General Manager des Heritage Golf Club, spricht von "einem der aufregendsten neuen Plätze der Welt, sorgfältig entworfen unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit inmitten eines UNESCO-Biosphärenreservats".

Die angenehmsten Orte der Welt:

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VOM CLUBHAUS AUS DAUERT ES KNAPP ZEHN MINUTEN, UM DIE RUND 180 HÖHENMETER (!) BIS HINAUF ZUM ERSTEN ABSCHLAG ZU FAHREN.
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Ebenso beeindruckend wie der Platz ist das neue Clubhaus. Großzügig, aber nicht bombastisch. Edel und modern, aber ohne Chichi. Nicht nur in einem ausgeklügelten nachhaltigen Konzept, sondern auch in einem Garten als Innenhof sowie in den klaren Formen und Materialien soll sich die Philosophie des Landes widerspiegeln. Zu später Stunde schlägt Siem vor der Clubterrasse unter dem Beifall der geladenen Gäste einige Leuchtbälle gen 18. Fairway und sorgt mit den neonfarbenen Lichtspuren am pechschwarzen Nachthimmel für kollektive Aaahs und Ooohs.

Peter Matkovich hat in unmittelbarer Nähe zum ebenfalls aus seiner Feder stammenden Château-Kurs einen Golfplatz an einen Berghang gebaut, der für jeden Spieler unvergesslich bleiben wird. La Réserve Golf Links heißt das Meisterwerk, bei dem Louis Oosthuizen mit seiner Expertise als Major-Sieger beratend zur Seite stand. Man wirbt mit dem Claim, der einzige Links-Kurs im Indischen Ozean zu sein. Natürlich "verlinkt" der Platz das Inland mit dem Meer. Trotzdem ist das ein kleiner Etikettenschwindel, über den man sich aber durch die ungewöhnliche Anmutung des Platzes im Links-und-Desert-Style mit seinen Topfbunkern und langen Gräsern gerne hinwegtäuschen lässt. Vor dem schicken Clubhaus liegt das 18. Grün, was nicht weiter ungewöhnlich ist. Aber es dauert knapp zehn Minuten, um die rund 180 Höhenmeter (!) bis hinauf zum ersten Abschlag zu fahren. Dort erwartet den Golfer zur Begrüßung erstmal ein zwölf Jahre alter Single Malt. Kein Muss, aber ein herzliches Willkommen für all jene, die gerne ihre Nervosität vor dem ersten Drive bekämpfen wollen. Hier spielt man nicht in und out, man spielt dieses nigelnagelneue Golfjuwel von oben über drei Plateaus nach unten. Das spektakuläre Layout hat Matkovich dazu inspiriert, zum einen wunderbar erhöhte Abschläge zu bauen, von denen man die Kugel auf weit entfernte und tief im Tal liegende Fairways schlagen muss. Zum anderen konnte er an manchen Bahnen den Eindruck entstehen lassen, als würde hinter einem traumhaften Infinity-Grün das Ende der Welt liegen.

Die angenehmsten Orte der Welt: Alter Witz: bloß nicht am Finger ziehen (l.)!Die angenehmsten Orte der Welt: Alter Witz: bloß nicht am Finger ziehen (l.)!
Alter Witz: bloß nicht am Finger ziehen (l.)!
Es gibt - ganz gleich welchen Abschlag man spielt - einige grandiose Risk-and-Reward-Bahnen wie zum Beispiel das kurze Par 4 der Sechs, bei dem die Tigerline zwischen Tee und Grün nur über Wasser führt und man sich überlegen muss, ob man carry angreifen will oder auf ein parallel angelegtes Fairway spielt. Auch das folgende Par 3 spielt man komplett über Wasser aufs Grün - so viel zum Thema Links-Kurs -, wobei die Länge von 100 bis 175 Meter variiert werden kann. Manche Spielbahnen sind auf den Plateaus ebenerdig angelegt. Lediglich die Löcher 2, 8 und 15 spielt man spürbar bergauf. Von überall kann man seinen Blick nach unten schweifen lassen, über das Clubhaus hinweg auf die Bucht und den tiefblauen Ozean.

Ganz anders präsentiert sich der knapp 20 Jahre ältere Château Course - für viele der bislang beste Golfplatz auf der Insel, auf dem die DP World Tour vor dem Wechsel auf La Réserve zu Gast war (2015, 2017 und 2019). Keine Bahn gleicht der anderen. Allein schon dieser Abwechslungsreichtum ist für einen Golfplatz ein Gütesiegel. Die Bahnen schlängeln sich zwischen Palmen und den luxuriösen Villen des Resorts in zwei klassischen Neunlochschleifen um einen Par-3-Executive-Course, was das Heritage Resort zur einzigen 45-Loch-Golf-Destination im Indischen Ozean macht, dem zudem eine Leadbetter Golf Academy angeschlossen ist. Es geht dabei über sanfte Hügel durch eine tropische Park-Landschaft. Neben einigen kleineren Seen entpuppen sich auch die beiden kleinen Flüsschen, die durchs Gelände mäandern, immer wieder als gefährliche Wasserhindernisse. Insgesamt kommt Le Château nicht ganz so spektakulär und "scenic" daher wie der neue Bruder, bietet aber jederzeit großartigen Genuss und sportliche Herausforderung. Und während der Golfer hier noch überwiegend auf das altbekannte Bermuda-Gras einhackt, wurde beim neuen Nachbarn Paspalum verwendet, das Bermuda künftig den Rang ablaufen dürfte. Paspalum hat eine viel höhere Trockentoleranz und kann mit recyceltem Wasser oder sogar Wasser mit hohem Salzgehalt bewässert werden, was beim heutigen Problem der Wasserknappheit ein immenser Vorteil ist.

Die angenehmsten Orte der Welt: Postkartenidylle: Grüner wird's nicht
Postkartenidylle: Grüner wird's nicht
Wie bei jeder Eröffnung, so wurde auch bei La Réserve noch bis zur letzten Sekunde vor dem großen Opening mit Hochdruck an Platz und Clubhaus gewerkelt und letzte Hand angelegt. Schließlich sollte nur wenige Tage später die DP World Tour mit der AfrAsia Bank Mauritius Open hier ihre Zelte aufschlagen und auf La Réserve ihre Premiere feiern. 156 Profis haben Mitte Dezember um etwas mehr als eine Million Euro Preisgeld gezockt. Die haben zwar festgestellt, dass auch La Réserve - wie jeder neue Golfplatz - noch etwas Zeit benötigt, um endgültig einzuwachsen, waren im Anschluss dennoch voll des Lobes über ihren neuen Spielplatz. Gewonnen hat - wen wundert's - Louis Oosthuizen: Wer in den Bau eines Golfplatzes involviert ist, sollte schließlich jede Welle in den Fairways und Grüns genauestens kennen. Als "einen anspruchsvollen Platz und nichts für schwache Nerven" beschrieb der Südafrikaner den Platz nach seinem elften Triumph auf der DP World Tour.

Auch für Marcel Siem hat sich das Heimspiel durchaus gelohnt. Er landete auf dem geteilten 16. Platz. Sein anschließender Weg nach Hause betrug gerade mal ein paar Hundert Meter. Geht schlechter.

 
WOHNEN

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HERITAGE RESORT
Ganz im Süden der Insel bietet das Heritage Resort eine Stunde vom Flug hafen entfernt drei außer ge wöhnliche Unterkunfts möglich kei ten. Das "Le Telfair Golf & Wellness Resort" in fußläufi ger Entfernung zum Golf Club bietet denselben Fünf sterne luxus wie das benachbarte "Awali Golf Resort & Spa", in dem ein All-inclusive-Erlebnis geboten wird, das ideal auf Familien urlaube zugeschnitten ist. Darüber hinaus gibt es inmitten einer 2.500 Hektar großen, unberührten Landschaft private Pool-Villen, die Privatsphäre und Unabhängigkeit bieten inklusive Nutzung der Einrichtungen der an gren zenden Fünfsternehotels. Die dor tige Auswahl an Restaurants und Bars, luxuriösen Spa-Angeboten und Was ser sportmöglichkeiten zaubert auch den anspruchsvollsten Gemütern ein Lächeln ins Gesicht. www.heritageresorts.mu

Golfplätze in der Region

LA RÉSERVE GOLF LINKS

LA RÉSERVE GOLF LINKS

18 Löcher, Par 72, 4.810 bis 6.727 Meter

Adresse
Heritage Golf Club
Bel Ombre, Mauritius
Tel. +230 623.56.00
www.heritagegolfclub.mu

Greenfee
bis 10 Uhr 190 Euro, danach 150 Euro (nur für Gäste der Mitglieder oder des Resorts)

Seit seiner Eröffnung Anfang Dezember gilt La Réserve als neuer Golfstern im Indischen Ozean. Diesmal erhielt Architekt Peter Matkovich Unterstützung von dem Open-Champion Louis Oosthuizen und hat ein einzigartiges Routing an einen Berghang gezaubert: von oben über drei Ebenen nach unten. Deshalb hat man von absolut jeder Spielbahn grandiose Meerblicke - welchen Platz kennst du sonst, der das von sich behaupten könnte?

Killerloch
Die zweite Bahn (Par 4, 388 Meter) ist eine von nur dreien, bei denen nicht bergab oder ebenerdig gespielt wird, sondern es bergauf geht. Der Drive muss leicht diagonal auf ein von Dünenhügeln ummanteltes und daher uneinsehbares, extrem schmales Fairway genagelt werden. Auf dem dann immer noch langen und schmalen Weg hinauf ins Grün nimmt man am besten zwei Schläger mehr.
www.heritagegolfclub.mu

LE CHÂTEAU COURSE

LE CHÂTEAU COURSE

18 Löcher, Par 72, 4.760 bis 6.505 Meter

Greenfee
150 Euro

Innerhalb des riesigen Anwesens Domaine de Bel Ombre an der Südwestküste von Mauritius wurde der von Peter Matkovich geschaffene Championship-Course 2004 eröffnet und erlebte 2015 eine Premiere: Die AfrAsia Bank Mauritius Open sind das erste Turnier, das von den Profi-Touren aus Europa, Afrika und Asien gemeinsam ausgerichtet wird. Breite Fairways münden in große Grüns, und einige Höhenunterschiede sind genauso herausfordernd wie die vielen Wasserhindernisse.

Killerloch
Die vierte Bahn (Par 4, 375 Meter) hat das Potenzial, frühzeitig den Score zu ruinieren. Der Drive über einen Hügel landet - wenn er keinen Bunker findet - in einem schräg abfallenden Tal. Von dort geht es steil hinauf zum Grün; dahinter und rechts davon droht ein Desaster.

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