Als die Betreiber der Catering-Bude von Mr. Pork am Freitagmorgen um 7.30 Uhr ihren Food Truck öffneten, hatten sie keine Ahnung, dass gut fünfeinhalb Stunden später der größte Star von Wentworth ihnen eine Aufwartung machen würde. Allerdings stand Rory McIlroy nicht in der Schlange, um einen Blue & Bacon Burger mit Parmesan Fries zu kaufen, er war beruflich dort. Nach einem Katastrophenstart mit drei Bogeys auf den ersten fünf Löchern hatte sich der Nordire bei der BMW PGA Championship mit brillanten Schlägen wieder zurück ins Turnier gekämpft und lag zwei unter Par für die Runde, als ihn ausgerechnet auf den zwei leichten Schlusslöchern sein Driver im Stich ließ. Statt des von der Bahn geforderten Draws an der 17 driftete McIlroys Abschlag nach rechts und kam in einem der Food Courts der Anlage zum Liegen. Sofort bildete sich eine Menschentraube, die Mr. Pork das Geschäft seines Lebens wittern ließ, doch an Essen dachte niemand. 20 Reihen tief standen die Fans, um ihrem Idol McIlroy so nah wie möglich zu sein. Ein Bild, das symptomatisch für die Stimmung auf dem West Course war.
Bereits als McIlroy mit seinen Ryder-Cup-Kollegen Shane Lowry und Jon Rahm um 8.45 Uhr abschlug, war die Stimmung grandios. Die Tribüne an der 1 war bis zum Bersten gefüllt, hinter der Teebox drängten sich hunderte Menschen um die beste Position, die Absperrungen entlang des ersten Fairways waren dicht gefüllt und um das Grün war kein Platz mehr zu bekommen. Was die nächsten 16 Löcher abseits des Fairways folgte, war fast so interessant, wie das Geschehen darauf. Nach jedem Schlag folgte eine Menschenprozession, wie sie selbst bei der Papstwahl kaum imposanter sein kann. In erster Reihe an den Seilen stehen diejenigen, die ihr Glück kaum fassen können, freien Blick auf die Ryder-Cup-Recken zu bekommen. Die zwei, drei Reihen dahinter wird versucht über Schultern und zwischen den Köpfen doch noch einen unverstellten Blick zu finden. Die nächsten vier Reihen sind langsam in Bewegung, in der Hoffnung wie ein Parkplatzsuchender vor dem Supermarkt irgendwie noch in eine Lücke stoßen zu können. Und der Rest des Publikums liefert sich ein Wettrennen, um irgendwie so weit nach vorne zu kommen, dass man sich wenigstens am nächsten Loch einen der besten Spots sichern kann. Dieser Prozess wiederholt sich an diesem Tag so oft wie "Big Bang Theory" bei ProSieben - nur dass die Glücklichen und Suchenden an jeder Bahn wechseln.

Rein buchstäblich mehr Spielraum hätte Rory auch auf der 18 gebraucht. Nachdem er an der 17 trotz des verzogenen Abschlags noch das Burger-Par geschafft hatte, ließ ihn an der 18 erneut sein Driver im Stich. Dieses Mal warteten rechts des Fairways allerdings keine hungrigen Fans sondern ein gefräßiger Busch, der McIlroys Ball nicht wieder ausspuckte. Zwar wagte der Weltranglisten-Zweite noch persönlich einen Blick ins Gebüsch, was eine Zuschauerin ins Grüne rufen ließ, was sie denn da genau mit Rory im Busch treibt, doch das Happy End blieb aus. McIlroy musste den zweiten Ball spielen und verzeichnete an der 18 ein Doppelbogey, mit dem er sich vorerst aus dem absoluten Favoritenkreis für die BMW PGA Championship verabschiedete. Ein Fan-Favorit wird er dennoch auch am Samstag bleiben, wo es vermutlich wieder zu ähnlich wilden Szenen wie an der 18 kommt, wo selbst die Mülltonnen kurzerhand zu Tribünen umfunktioniert wurden.
